Ullis Zeitreise

In dieser Rubrik öffnet Hans-Ulrich Krause, ehemaliger Sportreporter des "Vlothoer Wochenblattes" und später des  "Vlothoer Anzeigers", das "Schätzkästlein" seiner Erinnerungen an unseren Verein.
Dies war vorerst der letzte Artikel von der nostalgischen Zeitreise durch unsere Vereinsgeschichte, auf die uns Hans-Ulrich „Ulli“ Krause in 20 Artikeln mitgenommen hat. Wir danken ihm für diese schönen, lustigen und aufschlussreichen Geschichten & Anekdoten aus unserer Vereinsgeschichte, die sicher dem ein oder anderen, wer sich erinnert, ein Schmunzeln ins Gesicht gezaubert haben.
 
Danke Ulli, und wir würden uns freuen, wieder von dir zu hören!
Heilemeier Uffeln

Großbrand vernichtete Uffelns Vereinslokal Heilemeier

1927 war das Vereinslokal des heutigen TuS „Westfalia Vlotho-Uffeln“, die Gastwirtschaft Heilemeier, um einen Saal erweitert worden. Der sollte später noch eine Rolle im Trainingsbetrieb der Handballer spielen. Weil in diesem Jahr 1927 auch die Weserbrücke eingeweiht worden war, erhielt das Lokal die Bezeichnung „Zur Weserbrücke“. 50 Jahre später, 1977, vernichtete ein Großbrand dieses Lokal und den Saal. Der Sportverein verlor damit nicht nur sein Vereinslokal, sondern in den Flammen gingen auch Pokale, Erinnerungsteller und Plaketten, die dort gelagert waren, verloren.
Bis 1958 diente der Saal Heilemeier auch als Trainingsstätte für die Handballer, denn eine Sporthalle gab es seinerzeit in Uffeln noch nicht. Allerdings waren die Möglichkeiten bei Heilemeier sehr eingeschränkt: Es durfte nicht auf Tore, sondern nur auf kleine Holzböcke geworfen werden. Außerdem durfte nur flach geworfen werden. Dennoch mussten zahlreiche Glühbirnen und Fensterscheiben „dran glauben“… In der Chronik heißt es weiter: „Wenn es zu laut wurde, drehte der Vereinswirt das Licht ab“. Ex-Oberligaspieler Helmut Rinne nannte das bei Heilemeier betriebene Training mal treffend „Bückeball“.
Ab der Saison 1958/59 diente eine große Halle auf der Schiffswerft Rasche als Trainingsstätte. 1963 wurden dann Schule und Turnhalle in Uffeln gebaut. Nun konnten die Handballer zwar in einer Halle trainieren, doch für ein Hallenhandballspiel war sie zu klein.
Nach dem Großbrand bei Heilemeier wurde 1977 die Gaststätte Pieper auf dem Buhn neues Vereinslokal. Das blieb so bis zur Schließung der Gaststätte 2012. Insgesamt genau 35 Jahre lang.
Postkarte: Sammlung Hans-Ulrich Krause

 

Oben eine Postkarte des Gasthauses Heilemeier. „Weserbrücke“ Vlotho-Uffeln, großer Saal, schattiger Garten, Besitzer: C. Heilemeier, Fernruf 253“ steht unten auf der Karte. Aufgenommen wurde diese Aufnahme vom Fotografen Jungcurt aus Rinteln.

- Ende der Nostalgieserie nach 20 Folgen. Dank an alle Unterstützer. –

Doris Essing

Eine von vielen sehr guten Torhüterinnen: Doris Essing

In ihrem letzten Oberligaspiel gelang ihr sogar ein Treffer

Die HSG Vlotho-Uffeln hat sehr viele gute Torhüterinnen zwischen den Pfosten gehabt. Eine von ihnen war Doris Essing. Am 5. April 1986 bestritt sie ihr letztes Heimspiel für die Oberligadamen des Vereins (heute: TuS „Westfalia“ Vlotho-Uffeln). Nachfolgend zitieren wir aus dem Bericht im „Vlothoer Anzeiger“, der am 8. April 1986 erschienen ist und sich auf das Spiel Vlotho-Uffeln – TV Unna (18:13) bezieht.
Doris Essing in ihrem letzten Spiel.
„Heute ist das letzte Heimspiel für unsere Torhüterin Doris Essing“, erklärte Vorsitzender Kurt Fromme den Fans über das Mikro, „und ihr zu Ehren haben sich unsere D-Mädchen etwas ausgedacht.“ Beide Mannschaften hatten Aufstellung genommen, als die D-Mädchen, die von Doris Essing trainiert werden, von der Tribüne hüpften und jede der Trainerin eine Rose überreichte. Auch einige Jungen hatten sich zwischen die Gratulanten gemischt. „Sie waren mit Doris Essing gerade zu einer Jugendfreizeit weg und möchten natürlich ebenfalls gratulieren“, erklärte Fromme dies. Die Spielerinnen aus Uffeln und Unna klatschten Beifall, als diese Ehrung vorgenommen wurde. Und in den Augen von Doris Essing glitzerte es.
Im Spiel zeigte Doris Essing, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen zählt. Sie hechtete, faustete, rettete mit dem Fuß, boxte die Bälle im Flug aus dem Tor – und erzielte sogar ein Tor. Den letzten Strafwurf in dieser Begegnung verwandelte Doris Essing unter dem Jubel der Anhänger zum 18:13-Sieg für die SG Vlotho-Uffeln.
Als wenig später abgepfiffen wurde, ließ sich die sympathische Torhüterin feiern. Sekunden nach dem Schlusspfiff war sie von Anhängern und Mitstreiterinnen umringt. Alle wollten ihr zu ihrer großen Leistung gratulieren.
Mit Doris Essing verlässt eine Sportlerin von altem Schrot und Korn die aktive Handball-Bühne. Engagiert, einsatzfreudig, stets für den Verein da, in der Nachwuchsarbeit aufgehend, voll bei der Sache, stets auskunftsfreudig der Presse gegenüber – sie wird eine Lücke hinterlassen, da sind wir uns sicher. Mach`s gut, Doris!“
Doris Essing war mehr als eine gute Torhüterin und engagierte Nachwuchs-Trainerin. So hat sie beispielsweise jahrelang die Geschäftsstelle des Handball-Kreises Minden-Lübbecke geleitet. Beruflich war sie im ESTA-Bildungswerk tätig.

Essing verteidigt in Leserbrief Vorstandsentscheidung

Wie eng Doris Essing dem Handballsport und ihrem Stammverein Vlotho-Uffeln verbunden war, ließ sie auch in einem Leserbrief erkennen. Vorausgegangen war die Vorstandsentscheidung, die erste Damenmannschaft aus der Verbandsliga zurückzuziehen. Der Grund war darin aus Vorstandssicht zu sehen, dass die Mannschaft nur noch ganz wenige Uffelner Spielerinnen hatte, viele „Auswärtige“ im Team standen und eine Identifikation von Zuschauern mit der Mannschaft zunehmend schwerer fiel. Doris Essing schrieb dazu:
„Fünf Spielerinnen gaben bekannt, dass sie zum Ende der Saison den Verein verlassen werden. Wie sollten diese Kräfte ersetzt werden? Sollten wieder auf Biegen und Brechen Spielerinnen nach Vlotho geholt werden, nur damit die Verbandsliga gehalten wird?
Der Vorstand entschloss sich für eine andere Möglichkeit. Er gab bekannt, dass man künftig wieder mehr auf Kräfte aus den eigenen Reihen setzen will. Spielerinnen aus der zweiten Mannschaft und aus der eigenen Jugend sollten also wieder verstärkt in der ersten Damenmannschaft integriert werden. Dafür wurden zwei Gründe aufgeführt: Zum einen sollte dem eigenen Nachwuchs eine Perspektive gegeben werden. Zum anderen sollte so wieder eine höhere Identifikation der Mannschaft mit dem Verein erreicht werden.
In der Mannschaftszeitung wurde Unverständnis für die Vorstandsentscheidung zum Ausdruck gebracht. Es wurde über Frust und Enttäuschung geschrieben. Die Spielerinnen taten auf einmal so, als hätten sie eine Kündigung erhalten. Anstatt mit dem Vorstand zu sprechen, wurde diese Sache weiter hochgeschaukelt. Es war auf einmal von einem verordneten Schlussstrich die Rede. Auch der Trainer tat so, als hätte man alle mit einem Tritt vor die Tür befördert.
Mädels! In dieser Besetzung hättet ihr sowieso nicht mehr zusammengespielt, weil fünf bereits angekündigt hatten, dass sie den Verein verlassen. Diese Tatsache habt ihr wohl verdrängt, als ihr euch T-Shirts habt drucken lassen mit der Aufschrift: „Alternativloser Vorstand vs. Integrationsverweigerer.“ Angesichts solch einer vereinsschädigenden Aktion hat der Vorstand nur einen Fehler begangen: Dass er euch samt Trainer nicht sofort vor die Tür gesetzt hat. Ist euch die Entscheidung des Vorstandes, nicht mehr auf Biegen und Brechen die Verbandsliga zu erhalten, so quer aufgestoßen? Spielt ihr nur in Vlotho, weil ihr dort in der Verbandsliga agieren könnt? Sollte das der Fall sein, seid ihr tatsächlich Integrationsverweigerer. Der Vorstand war alternativlos in seiner Entscheidung, mit Spielerinnen einen Neuanfang zu wagen, denen nicht nur die Klasse, sondern der Handball und der Verein am Herzen liegen.“
Dies hat Doris Essing am 10. April 2011 zu Papier gebracht. Die Entscheidung des Vorstandes hatte damals hohe Wellen geschlagen.
© Hans-Ulrich Krause 2021
 
Wiedergründung

Zu Fuß nach Möllbergen

Helmut Rinne über die Wiedergründung des TuS „Westfalia“ Uffeln nach dem Krieg

Wenn, wie von Geisterhand bewegt, sich jeden Morgen die gläserne Tür zur Sparkassen-Filiale Uffeln öffnet, erscheint dort für kurze Zeit auch ein Foto der Oberliga-Mannschaft von 1958. Und in diesem Feldhandballteam, das damals in der höchsten Spielklasse eine Saison agierte, spielte auch Helmut Rinne mit. Dieser Helmut Rinne war auch im Alter immer noch am Uffelner Handball-Geschehen interessiert und sehr oft Tribünengast in der Rudolf-Kaiser-Sporthalle. Ich habe mich oft mit ihm unterhalten. Und einmal besuchte ich ihn daheim in Uffeln zwecks einer Reportage über die Vereins-Wiedergründung nach dem Zweiten Weltkrieg.
Helmut Rinne 2005 mit alten Dokumenten.
Als ich hinkam, hatte Helmut Rinne zwei alte Vereinsdokumente vor sich auf dem Tisch liegen: ein Mitglieds- und ein Protokollbuch. Und er legte gleich los, denn er war so etwas wie ein „lebendes Lexikon“ des Traditionsvereins.
„Die Gründungsversammlung fand am 2. November 1945 in der Gaststätte Heilemeier statt. Es waren 55 Interessierte gekommen. Einer davon war ich, damals 15 Jahre alt“, begann er seine Erzählungen. Es habe vier Tagesordnungspunkte gegeben: 1. Gründung des Sportvereins, 2. Aufnahme der Mitglieder, 3. Vorstandswahlen, 4. Verschiedenes.
In meiner Reportage, die am 19. November 2005 im „Vlothoer Anzeiger“ erschien, habe ich weiter berichtet: „In Schönschrift hat der zum ersten Schriftführer bestellte Fritz Giesel (Vater des bekannten Uffelner Handballers und Trainers Harald Giesel) den gewählten Vorstand im Protokollbuch aufgelistet. Erster Vorsitzende wurde Karl Fromme (Großvater des heutigen Vereinschefs Jürgen Müller), sein Stellvertreter August Kohlmeier. Zum Sportwart wählte die Versammlung Wolfgang Colocrik, der seinerzeit die Gastwirtschaft Heilemeier betrieben hatte. Es gab auch einen Turnwart, dieses Amt bekleidete Willi Meier vom Buhn. Platzwart war August Kohlmeier, und zum Spielführer der Sparte Handball wurde Heinrich Schwarze bestimmt, der - wie später sein Sohn Herbert – Otto gerufen wurde. Dann wurde auch noch ein Fußball-Spartenleiter gewählt. Dieses Amt übernahm Heinrich Rinne. Damit hatte der Verein wieder einen Vorstand.“
Wie es damals war, hat Helmut Rinne bei der 90-Jahr-Feier des Vereins vorgetragen. Darüber ist in einem Extra-Artikel schon berichtet worden. Nur so viel an dieser Stelle: Aller Anfang war natürlich schwer. Zunächst waren nur jüngere Sportler aktiv, denn die Älteren waren noch in Gefangenschaft, wenn sie nicht im Krieg gefallen waren. Erst Kriegsheimkehrer Heini Schwarze, besser bekannt als „Otto“, gab letztlich den Impuls, den 1910 gegründeten Sportverein wieder aufleben zu lassen. Das führte zu diesem Gründungstreffen.
In der Gründungsversammlung entrichteten die Teilnehmer jeweils eine freiwillige Aufnahmegebühr von einer Reichsmark. Der Monatsbeitrag wurde mit 0,50 Reichsmark festgelegt. Die Versammlungsteilnehmer bezahlten auch diesen Betrag im Voraus. So kamen am Ende der Versammlung 198,50 Reichsmark zusammen.
Als dann wieder Punktspiele stattfanden, ging`s nach Dankersen mit dem Fahrrad und nach Möllbergen sogar zu Fuß. Karl Schröders Holzvergaser transportierte die Uffelner Handballer „hinter den Berg“, wie Rinne sagte, also nach Hille oder Hartum.
Helmut Rinne, gelernter Bänker, wusste auch immer viele Anekdoten. So berichtete er von den Hallenkreismeisterschaften 1953, dass die Uffelner „alle gedopt“ waren. Erklärung: August Rinne hatte kleine Flachmänner mit Schnaps in der Tasche. Eigentlich sollten die Spieler sich damit die Hände einreiben, damit der Ball besser hafte, doch die Akteure tranken den Alkohol lieber, der damals noch nicht so reichlich wieder floss.
Helmut Rinne verfügte über zum Teil skurrilen Humor. Denn folgendes Erlebnis hat mir ein Zeitungs-Kollege berichtet, der in Rinnes Sparkassen-Filiale als Schüler ein Praktikum absolviert hatte. Eines Tages teilte Helmut Rinne ihm mit, er möchte doch in eine Filiale gehen, um dort eine „Saldenzange“ abzuholen. Mein späterer Kollege trottete los, und als er am Ziel seinen Wunsch vorbrachte, war natürlich Gelächter der Bänker die Folge. Diese „Saldenzange“ hat es nie gegeben, aber so mancher Praktikant ist wohl auf diesen Scherz hereingefallen.
Helmut Rinne war aber in der Tat eine Art lebendes Lexikon des Handball-Traditionsvereins. Oft stellte er mir auf der Tribüne in der Rudolf-Kaiser-Sporthalle neben ihm sitzende Alt-Handballer vor und zählte auch gleich, lossprudelnd, dessen wichtigste Funktionen auf. Bis ins Alter war er blitzwach und am Vereinsgeschehen interessiert. Mit ihm starb auch ein Stück Vereinsgeschichte.
© Hans-Ulrich Krause 2021

 

Es war einmal...

Über frühere Veranstaltungen des TuS „Westfalia“ Uffeln:

Werner-Blüthner- und Frauen-Neujahrs-Turnier, Sportfeste

Kurt Fromme ehrt Kerstin Rügge.
Nachfolgend soll an Veranstaltungen erinnert werden, die der TuS „Westfalia“ Vlotho-Uffeln einst durchgeführt hat und die es heute nicht mehr gibt.
Nur noch vage Erinnerungen habe ich an das Werner-Blüthner-Turnier, einen Wettkampf von mehreren Herrenteams in der Rudolf-Kaiser-Sporthalle Vlotho. Wer aber war Werner Blüthner? Ich habe ihn persönlich nicht kennengelernt. In den gut gemachten Festschriften des Vereins habe ich nachgelesen, dass dieser Werner Blüthner 1958 das Traineramt im Verein übernommen hat. Als 1974 der TuS „Westfalia“ Uffeln mit dem TuS Vlotho eine Handball-Spielgemeinschaft einging, wurde dieser Werner Blüthner erster SG-Leiter. Später war er auch langjähriger Spartenleiter Handball. Nach seinem Freitod sollte ein Turnier nach ihm benannt werden und damit an ihn erinnern. Dieses erste Werner-Blüthner-Turnier fand 1981 statt. Wann das Ende kam, vermag ich nicht zu sagen. Herausgehört habe ich damals, dass es immer schwerer würde, Mannschaften für dieses Turnier zusammen zu bekommen.
Einen ebenso festen Platz im Sportangebot hatte später das Neujahrsturnier der Handball-Frauen. Ich greife im Folgenden auf meine Reportagen über das Turnier von 2006 zurück. Es fand am Sonntag, 8. Januar 2006, statt. Ich schrieb unter anderem: „Alle Achtung, HSG Vlotho-Uffeln! Der Handball-Landesligist erreichte gestern beim eigenen Neujahrsturnier den beachtlichen zweiten Platz hinter Turniersieger und -favorit TV Lenzinghausen. Der Oberligist, mit der Ex-Uffelnerin Rabea Böke-Schwarze, gewann das Endspiel mit 8:6. Um den dritten Platz siegte HSG Schröttinghausen-Babenhausen nach einem Mammut-Siebenmeterwerfen gegen HSG Stemmer-Friedewalde II mit 11:10.“
Gespielt wurde in zwei Gruppen mit jeweils drei Mannschaften. Austragungsort war im Übrigen bei diesem Turnier nicht die Rudolf-Kaiser-Sporthalle, sondern die Grundschul-Sporthalle Vlotho. Trainer Pascal Vette sagte dazu, dass ihm diese Sporthalle ohnehin lieber als die andere sei. Mir übrigens auch. Allein wegen der besseren fotografischen Möglichkeiten in dieser freundlicheren Sporthalle. Vorsitzender Kurt Fromme zeichnete Uffelns tüchtige Torhüterin Kerstin Rügge als beste Schlussfrau des Turniers mit einer Flasche Sekt aus. Beste Torschützin war Edita Medjedovic vom Gewinner Lenzinghausen.
Manfred Mundt, Betreuer der Uffelner Damenmannschaft und bei diesem Turnier immer stark engagiert, hatte alle Mannschaften und die Zuschauer herzlich begrüßt und ein frohes neues Jahr gewünscht. Er moderierte diese Veranstaltung auch im Wechsel mit Handball-Spartenleiter Klaus Rosemeier. Der hatte seinen PC in einem Nebenraum aufgebaut und sorgte für die Ergebniserfassung. Sechs Schiedsrichter waren bei diesem Wettkampf im Einsatz, fünf von ihnen stellte der Gastgeberverein mit Torsten Brandt/Karsten Veit, Detlef Dreischmeier/Vito Pasqualicchio und schließlich auch Sven Burkhardt. Der hatte einen Gespannpartner von der HSG Hüllhorst: Marcel Knicker. Mit Doris Essing, Trainerin beim TV Eintracht Röcke, war eine in Uffeln sehr gut bekannte Sportlerin dabei. Sie stand früher beim Oberliga-Frauenteam aus Uffeln im Tor.
Mit der Abmeldung der seinerzeit ersten Frauen-Mannschaft des Vereins, die kontroverse Diskussionen nach sich zog, endete auch dieses Turnier. Es war eine sehr schöne Veranstaltung in einer Zeit, in der der Ligabetrieb ruhte. Ich habe immer gern darüber berichtet, die Atmosphäre war stets sehr angenehm. Auch die Zuschauerzahlen waren in Ordnung.
Über Sportfeste in Uffeln habe ich oft berichtet. Zunächst noch ausgetragen auf dem Sportplatz, auf dem einst die legendären Oberliga-Feldhandballspiele stattgefunden hatten. Das Mini-Sporthaus war übervölkert! Später ging es auf eine Anlage hinter der Grundschule Uffeln.
In der Montag-Ausgabe vom 17. Mai 2004 berichtete ich beispielsweise im „Vlothoer Anzeiger“, dass das Kinderfest bei Traumwetter ein voller Erfolg gewesen sei. Ich schrieb: „Ein Gremium hatte sich im Vorfeld große Mühe bei der Programmgestaltung gemacht. Auf den sechs Spielfeldern liefen die Handball-Turniere der Jüngsten. Davor war „der Bär los“. Das Gremium mit Anja Kixmöller, Bettina und Stefan Heilemeier, Willi Ulrich, Petra und Roland Groß, Sven Lükemeier sowie Andreas und Claudia Wolf hatten das Programm unter „Wild, Wild, West“ ausgetüftelt. Es gab diese Höhepunkte: Bull-Riding, verschiedene Arten von Hüpfburgen, die Seilbahn des Technischen Hilfswerks, Hufeisenweitwurf, Nagelschlagen, Kinderschminken und vieles mehr.“
Das Essen war auch im „Wild-West-Stil“ gehalten: Angeboten wurden unter anderem Steaks und „Western Potatoes“. In dieser Form hatte es das Kinderfest beim Sportfest in Uffeln noch nie gegeben. Kinder wurden mit Federn geschmückt. „Ist das denn nicht toll hier?“, fragte denn auch Ex-Oberligaspieler Helmut Rinne angesichts des Gewusels. Zufrieden waren auch Vorsitzender Jürgen Müller, „Vize“ Torsten Brandt sowie Handball-Chef Klaus Rosemeier auf seinem Regie-Anhängerwagen. Schlusssatz meines Artikels: „Einsatz zahlt sich halt immer noch aus.“
Vier Jahre später 2008: Der Kindertag wurde nunmehr, nicht zum ersten Mal, von der „Fun-Promotion“ aus Bielefeld organisiert. Diesmal wurden geboten: Air-Kletter-Gigant (die Kinder waren dabei angeseilt), Bullenreiten auf einer Plastikente, Dschungel-Run (eine Art Hindernisparcours) und eine Hüpfburg. Neben diesen Großgeräten gab es auch noch Zuckerwatte und Popcorn, ganz frisch zubereitet.

 

 

 

Bei den Sportfesten gab es stets „Handball nonstop“ mit Turnieren hauptsächlich vieler Nachwuchsklassen. Aber natürlich gab es auch Wettkämpfe, in denen sich die erste Frauen- und Herrenmannschaft des Veranstalters beteiligten. Mitunter wurden dabei sogar Neuzugänge der Damen und Herren vorgestellt.
Auszug aus meinem Bericht am Montag, 19. Mai 2008: „Flugabwehr-Paraden von Horst Grösch, Sprungwurf-Versuche von Marion Schake, Abspielpräzision von Harald Giesel und ein 14-Meter-Treffer von Ralf Grösch: das gab es am Samstag beim Sportfest des TuS Westfalia Uffeln zu sehen. Feldhandball-Nostalgie im Dauerregen hieß der Sportfest-Programmpunkt.“
Ich nannte auch die Aufstellungen von Mannschaft Rot und Mannschaft Schwarz und leitete diese Passage so ein: „Diese beiden Mannschaften spielten zum Abschied vom Großfeld und dem Sportplatz gegeneinander. Bekanntlich wird der Platz zum 1. Oktober 2008 aufgegeben. Das nächste Sportfest wird auf dem Gelände an der Grundschule Uffeln veranstaltet.“
Auch damit war eines Tages Schluss. Der Aufwand, solch eine Veranstaltung personell zu stemmen, war offenbar zu groß geworden, habe ich herausgehört. Vorbei die Zeit auch, als sich der „Chefbräter“ Gerd Mösing extra Urlaub nahm, um im Sportfest-Bratwurststand täglich seines Amtes zu walten.

Sehr lesenswert war immer das Hallenheft „Wuchtbrumme“, dass die erste Frauenmannschaft der damaligen HSG Vlotho-Uffeln zu den Heimspielen herausbrachte. Ich hatte Anteil daran, weil ich eine Zeitlang Fotos für diese Broschüre zur Verfügung stellte. Und dann hatte ich für kleines Geld ein Sponsorenfeld erworben, um das Team damit zu unterstützen. „Sportreporter U.K.“ stand dann in meinem Feld. Mit der Abmeldung der Mannschaft endete das Heft.

Ex-Oberligaspieler berichten

1958: Uffelns Oberligaspieler mussten in Ferndorf sogar Autogramme geben

Drei „Westfalia-Kanonen“ erinnerten sich der großen Zeiten

Aus der Feldhandball-Oberligamannschaft des TuS „Westfalia“ Uffeln von 1958 leben noch vier der damaligen Spieler. Drei von ihnen kamen auf Anregung von Vorstandsmitglied Torsten Brandt zusammen, um von den alten glorreichen Zeiten zu erzählen. Es waren Günter Büsching (86), Günter Althoff (89) und Friedhelm Korte (82). Als wäre es gestern gewesen, plauderten sie über Erfolge und Misserfolge, Mannschaftskameraden, Training ohne Sporthalle und Auswärtsfahrten sowie Sportfeste. Und noch über etliches mehr.

 

 

Drei Ex-Oberligaspieler des TuS „Westfalia“ Uffeln trafen sich am 9. September 2020 auf Anregung von Torsten Brandt (rechts) zu einem Gedanken- und Erinnerungsaustausch. Von links sind zu sehen (in Klammern das Alter bei dieser Zusammenkunft): Friedhelm Korte (82), Günter Althoff (89) und Günter Büsching (86.) Alle wohnen weiterhin in Uffeln.

Dass die Mannschaft eben nur 1958 in der allerdings damals höchsten deutschen Spielklasse antrat und den Abstieg nicht verhindern konnte, lag daran, dass der Spielerkader einfach zu klein und qualifizierter Nachwuchs rar war. Elf Akteure gab es nur, und mitunter war Kurt Büsching als zwölfter Mann dabei. „Manchmal hatten wir nach 30 Minuten keine Luft mehr“, erinnert sich Günter Büsching. Trainiert wurde auch in dieser Erfolgsepoche nur einmal pro Woche. Die Feldsaison begann bei noch kalter Witterung. „Wir haben sogar bei Schnee gespielt“, erinnerte sich Günter Althoff. Und Friedhelm Korte fügte hinzu, dass die Spieler für sich aber noch abends allein gelaufen seien, um zusätzliche Kondition zu tanken.
Das Vereinslokal war die Gaststätte Heilemeier nahe der Weserbrücke. Nach dem Training am Donnerstag war anschließend Spielersitzung. „Danach haben wir Skat gespielt“, so Günter Althoff. Dann gab es in Uffeln auch noch die Weserschänke, geführt von Anni Wiele. Die hatte eine hübsche Nichte im Westerwald. Und als die Uffelner ein Oberliga-Punktspiel in Recklinghausen bestritten, machte sich anschließend ein Pkw auf den Weg, um diese Nichte zu besuchen. Meist erfolgte die Anreise zu den Auswärtsspielen, die in der Regel am Sonntag um 11 Uhr begannen, jedoch mit dem Bus. Dort hinein passten rund 40 Personen, so dass auch Fans mitfahren konnten. Mitunter wurde auch der Kleinbus von Willi Johanning eingesetzt. Um pünktlich zum Oberligaspiel in Ferndorf im Siegerland zu kommen, war schon Abfahrt um 5 Uhr früh in Uffeln. Dieses Spiel hat Friedhelm Korte aus folgendem Grund noch in Erinnerung: „Da wurden wir um Autogramme gebeten. Das kannten wir noch nicht.“ Einmal ging es sogar um 3 Uhr in der Nacht los. Als letzte stiegen die drei Lindemann-Brüder (Willi, Karl und Fritz) ein, die zuvor noch Kühe melken mussten.

 

Sportfest 1956: Der TuS Lintfort (links) war zu Gast beim TuS „Westfalia“ Uffeln (rechts).

Leistungsträger der Mannschaft war sicherlich zum einen Heinrich Rosemeier, genannt „Heini“, der später mit Solingen 98 noch für viele Schlagzeilen sorgte. „Er war mit seinen 1,85 Metern ein richtiger Bomber“, sagte dazu Friedhelm Korte. Als er 1964 heiratete, war Rosemeier bereits in Solingen aktiv. Doch er kam wieder in sein Heimatdorf, um bei Friedhelm Korte als Brautführer zu agieren. „Heini war unerbittlich im Spiel, hatte aber auch einen eigenen Kopf“, so Korte. Ebenfalls war Erhard Müller ein Haupt-Leistungsträger. Auch er galt als wahre „Wurf-Kanone“. Erhard Müller arbeitete damals in der Brauerei Vollbracht in Vlotho. Von ihm war diese Anekdote zu hören: „Als Junge war er wochenlang weg. Er war zu Fuß in seine Heimat nach Thüringen gegangen“ so Günter Althoff. Ein ganz Großer war auch Torwart Heinz Nottmeier. „Er hatte ein gutes Auge und riskierte was“, umschrieb Günter Althoff dessen Können. Er wusste auch dies vom Torwart zu berichten: im Vlothoer Hafen stand an der Kaimauer ein großer Kran. „Von ganz oben hat er einen Köpper in die Weser gemacht“, so Althoff. Nottmeier sei im Krieg Fallschirmjäger gewesen, war auch zu hören.
Es war die Zeit, als in den Vereinslokalen von Zeitungen und sogar Radiostationen angerufen wurde, um Ergebnis und Spielbericht zu erfahren. „Wenn wir dann an der Theke noch zusammen saßen, kam unser Ergebnis abends durchs Radio“, erinnert sich Günter Althoff. Die Uffelner Oberliga-Heimspiele fanden immer sonntags ab 15 Uhr statt. Der übliche Spieltermin von 11 Uhr stieß damals bei der Kirche auf Unverständnis.
„Wir hatten damals nur zwei Bälle: einen für das Training und einen für das Spiel“, berichtete Günter Althoff. Und der Vater von Friedhelm Korte flickte die Bälle, wenn es notwendig war. Die Lederbälle mit Ventil und Blase wurden bei Nässe draußen immer schwerer. Handballschuhe bezogen die Uffelner vom Hahlener Volkmann, der auch Trikots verkaufte. Schraubstollen waren etwas ganz Besonderes. „Und in meiner Jugendzeit wurden Plättchen unter die Schuhe genagelt“, so Friedhelm Korte. Der Verein stellte seinen Oberligaspielern Stutzen und die Trikots. Schuhe und Hosen mussten die Spieler selbst bezahlen.
Im Training wurden oft Fallwürfe geübt. Gymnastik wurde auch betrieben, es gab Konditionstraining und dann wurde natürlich viel gespielt. Bei dem kleinen Kader durfte niemand ausfallen. Als Heini Rosemeier einmal in eine Scherbe getreten war, war Dr. Werner gefragt, der ihn verarztet hat. „Verletzungen gab`s bei uns nicht, am Sonntag hatten wir fit zu sein“, berichtete Günter Büsching. Allerdings hatte sich einmal einer der Lindemann-Jungen den Finger ausgekugelt. Günter Althoff fuhr ihn mit dem Motorrad zu einem Arzt in Rodenbeck, der den Finger wieder einrenkte. Althoff überreichte übrigens Dr. Werner eine Arzttasche aus Leder, die er Ende 1945 als Junge aus einem Rot-Kreuz-Lager in Holtrup mitgenommen hatte. Dr. Werner war Kriegsflüchtling und über diese Gabe hocherfreut.

 

Hohenlimburg gratuliert zum Oberliga-Aufstieg durch einen Funktionär (links). Daneben der damalige Vorsitzende Wilhelm Simonsmeyer sowie die Spieler Willi Lindemann, Friedhelm Korte und Horst Grösch.

Historische Fotos: Sammlung Friedhelm Korte

In Uffeln waren in jener Epoche oft namhafte Mannschaften bei Sportfesten zu Gast. Bayer Leverkusen beispielsweise. Oder auch der Deutsche Feldhandballmeister von 1965, Solingen 98, im „Ablösespiel“ für Heini Rosemeier, der zu seinem Stammverein zurückgekehrt war. Solingens Meistertrainer Gerd Enders, der später auch mit Grün-Weiß Dankersen Erfolge feierte, habe damals bei Heini Rosemeier übernachtet. Die Solinger Spieler seien seinerzeit alle privat in Uffeln untergebracht gewesen. BTG Bremen sei auch in Uffeln angetreten. Samstag war beim Sportfest immer das Hauptspiel. Zwei, drei Zelte waren am Sportplatz nebeneinander aufgebaut. Es waren lange Nächte mit Musik und Tanz.
Die Uffelner kamen in jenen Tagen auch ganz schön herum. Sie haben sogar in der Hasenheide in Berlin gespielt. Das hatte der DDR-Flüchtling Werner Blüthner organisiert. Gegner war „Cimbria“ Berlin. „Es herrschte eine Bullenhitze“, so Günter Althoff. Blüthner übernahm von 1958 bis 1965 das Uffelner Traineramt. Günter Althoff verriet noch dies zu Sportfest-Einlagespielen: „Hinter Minden gab`s Mettwurst…“ Und in Verden sei sogar in einer Reithalle gespielt worden. Respekt hatten die Uffelner vor Bad Oeynhausen, denn dort spielten die starken Jungmann-Brüder. „Der eine ging ab wie eine Rakete“, erinnerte sich Friedhelm Korte.
Es wurde damals im Winter auch Hallenhandball gespielt. Uffeln trat beispielsweise in der Mindener Simeonskaserne zu Ausscheidungsspielen um die OWL-Meisterschaft an. Da es seinerzeit in Uffeln noch keine Sporthalle gab, wurde sogar in einer wegen Hochwassergefahr aufgeständerten Halle der Schiffswerft Rasche auf Zementboden trainiert. Und im Saal von Heilemeier war nur „Bückeball“ möglich, weil sonst Fensterscheiben und Lampen in Gefahr gerieten.
In auswärtigen Mannschaften standen damals „Kanonen“ wie Arnhold Kresse (erster Dankerser Nationalspieler) und Fritz Spannuth; und beim TuS Lintfort war Karl Günnemann aktiv, der mit Deutschland 1952 Weltmeister geworden war. Bei der 90-Jahr-Feier des TuS „Westfalia“ Uffeln tauchte er seinerzeit auf, weil seine Tochter hier wohnt und ihn informiert hatte. Der TuS Lintfort gehörte auch zu jenen bekannten Mannschaften, die damals beim Uffelner Sportfest zu Gast waren. Günnemann, „Kolle“ gerufen, bestritt 15 Länderspiele und verstarb 2015. Der TuS Lintfort war 1959 Deutscher Meister gewesen. 35.000 Zuschauer erlebten dessen Endspielsieg gegen Bayer Leverkusen.

 

 

Parade von Heinz Nottmeier vom TuS „Westfalia“ Uffeln.

In der Oberligazeit wurden natürlich auch Plakate ausgehängt. Das waren Vordrucke, in die die Namen der gegnerischen Mannschaften und die Anwurfzeiten per Hand geschrieben wurden. Längst war es auch zur Pflicht geworden, dass die Spieler Rücken-Nummern auf ihren Trikots zu tragen hatten. Friedhelm Korte verriet noch folgenden Trick: mit ein wenig Baumharz in der Innenhand wurde versucht, den Ball „griffiger“ zu bekommen. Und in der dunklen Simeonskaserne war der Ball mit Plackafarbe weiß gestrichen, damit die Spieler ihn besser sehen konnten.
Legendär waren in der Oberligazeit die Zuschauerzahlen bei Heimspielen. „Sie standen in Dreierreihen um den Platz“, so Friedhelm Korte. Bisher galt immer die Zahl 1.500 als Rekord-Zuschauermarke. Korte nannte nun sogar die Zahl von 3.000. In der Oberliga-Saison soll „Manager“ Fritz Klocke das Team gecoacht haben. Arnhold Kresse habe „ein paar Tipps gegeben“ (so Günter Althoff). Weitere Trainer der großen Jahre waren unter anderem Helligrath und Putscher. „Heini“ Rosemeier coachte seinen Stammverein von 1965 bis 1971. Nach einem Foto von ihm als Trainer in Uffeln haben wir bislang vergebens gesucht. Von 1950 bis 1955 war Walter Hein Trainer, der demnach den Grundstein für die großen Erfolge später gelegt hat. Günter Althoff wies darauf hin, dass in den Oberliga-Aufstiegsspielen daheim kein Match verloren gegangen sei. Aus der Oberligazeit wurde auch berichtet, dass Gegner Hattingen von einer Eisengießerei gesponsert worden sei und damals bereits zwei Spieler aus Minden „gekauft“ habe.
Mehrere der früheren Uffelner Oberliga-Feldhandballspieler schlossen sich nach ihrer aktiven Laufbahn den Hobby-Fußballern des Vereins an, die in der für das Handballspiel zu kleinen Uffelner Sporthalle kickten. In Erinnerung sind auch noch schöne Ausflüge mit dieser Sportgruppe beispielsweise zum Münsteraner Zoo. Und „Heini“ Rosemeier habe einen Abend mit Kegeln, Essen und Tanz organisiert. Helmut Rinne war auch dabei. Der hatte beim Feldhandball eine Eigenart, die jetzt verraten werden darf: Er „hatte immer den Ellenbogen raus“ (so Friedhelm Korte). Und Günter Büsching ergänzte. „Wir haben damals nicht so gejammert wie heute...“
Das Treffen mit diesen drei Zeitzeugen war hochinteressant, denn mit dieser Fülle von Erinnerungen hatte ich niemals gerechnet. Von der damaligen Oberligamannschaft lebt außer den drei hier Interviewten noch Karl Lindemann. Mitstreiter Horst Grösch verstarb im September 2020. Und Günter Althoff feiert am 5. Januar 2021 seinen 90. Geburtstag!

Der sicherlich größte Uffelner Handballspieler aller Zeiten, „Heini“ Rosemeier (Bildmitte), wurde mit dem BSV Solingen 98 im Jahre 1965 Deutscher Meister. Im Finale war er wegen einer umstrittenen vorherigen roten Karte gesperrt. Der Feldhandball zog in seiner besten Zeit große Zuschauerkulissen an. Deutschland wurde beispielsweise bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin vor 100.000 Zuschauern Gewinner der Goldmedaille. Im Interview mit den drei alten „Uffelner Kanonen“ fiel auch die Aussage, dass ein Olympiasieger von 1936 später hier trainiert habe. Das ließ sich aber bisher noch nicht feststellen.

Foto Rosemeier: Sammlung Ralf Seilheimer, Archivar Solingen 98

 
Brita und Dieter Bischert

Erinnerung an das Landgasthaus Pieper

Freundliche Wirtsleute im Vereinslokal des TuS „Westfalia“ Vlotho-Uffeln

Das Landgasthaus Pieper, das 2012 schloss, habe ich in guter Erinnerung. So manche Jahreshauptversammlung und anderes habe ich dort im Saal erlebt. Es war nämlich auch das Vereinslokal des TuS „Westfalia“ Vlotho-Uffeln sowie anderer Vereine.
Wirtsleute waren seinerzeit und bis zum Ende des Lokals Brita und Dieter Bischert. Wenn ich zur Jahreshauptversammlung des TuS „Westfalia“ Vlotho-Uffeln kam, stellte mir der Gastronom Dieter Bischert später von sich aus immer einen halben Liter Apfelsaftschorle auf den Tisch. Er kannte mein Lieblingsgetränk nun schon. Wollte ich später bei ihm bezahlen, sagte er regelmäßig: „Lass stecken - das geht aufs Haus.“

Über Dieter Bischert habe ich erfahren, dass er auch großer Fußballfan ist. Er hat selbst auch die Fußballstiefel geschnürt, und zwar für den Nachbarverein FC „Blau-Weiß“ Holtrup. In der Festschrift zum 50-jährigen Bestehen dieses Vereins ist ein Foto von zwei Mannschaften abgedruckt, das auch das wohl größte Spiel des Dieter Bischert betraf: Als Bundesligist Hertha BSC Berlin am 2. Dezember 1979 zum 25. Jubiläum bei den Holtrupern gastierte, stand Bischert im Kader der Heimelf, die gegen Uwe Kliemann und Co. antrat. Als Hertha-Fan habe ich mir diese Partie nicht entgehen lassen. Die Elf aus der ehemaligen Reichshauptstadt gewann dieses Match vor 1.000 Zuschauern mit 13:1. Jürgen Milewski, Wolfgang Sidka und Thomas Remark waren weitere Stars dieser Mannschaft. Sie war vor diesem Spiel im Hotel „Fernblick“ in Vlotho zur Übernachtung dort eingetroffen. Zuvor hatten die Spree-Athener in der Bundesliga bei Borussia Dortmund um Punkte gekämpft.

 

Foto: WM-2006 im Landgasthaus Pieper: Wirt Dieter Bischert (mit Kappe) feiert mit Gästen einen deutschen Sieg beim „Sommermärchen“.

Wenn ich das Lokal betrat, lief im Fernseher rechts oben oft Fußball. Ich habe aus dieser Gaststätte einmal eine Reportage über die Fußball-WM 2006 in Vlotho verfasst. Das Lokal war vor allem im Thekenbereich überfüllt. Einige der rund 30 Gäste hatten deutsche Trikots an. Ich erinnere mich, dass nach dem deutschen Sieg Dieter Bischert vor seinem Lokal ein kleines Feuerwerk abbrannte. Das Lokal war mit Fußball-Utensilien dekoriert (Wimpel an einer Girlande, Fahne an der Wand, Mini-Fußballfelder aus Filz auf den Tischen). Ein Trompeter (Manfred Höfer) war auch da, der bei deutschen Toren heftig in sein Instrument oder auch zur Attacke blies. Mein Artikel erschien am Montag, 3. Juli 2006, im „Vlothoer Anzeiger“ und hatte die Überschrift: „Jubelszenen gipfelten in einer Polonaise auf der Straße.“ Originaltext aus meinem Bericht: „In der Halbzeit legt Gastronom Dieter Bischert den Song auf: Olé, wir werden Weltmeister.“ Und später schrieb ich: „Dienstag soll in den Saal übertragen werden. Dieter Bischert erwartet zum Halbfinale Andrang.“
In einer Uffelner Jahreshauptversammlung merkte ich, dass mein Blitz nicht funktionierte. Einer der beiden Bischert-Söhne, die beide auch Handball in ihrem Heimatort spielten, versuchte, mit neuen Batterien zu helfen. Klappte auch nicht. Ich musste die Fotos ohne Blitz machen, die Ergebnisse waren sehr schlecht und fast druckuntauglich. Ich will mit diesem Beispiel nur deutlich machen, dass die Bischerts auch sehr hilfsbereit waren. Freundlich sowieso.
Das außersportliche Vereinsleben spielte sich zu großen Teilen in dieser Gaststätte und meist auf diesem Saal ab. Ich erinnere mich auch gern daran, dass mich der Verein einmal eingeladen hatte, dort an einem Rippchen-Essen teilzunehmen. Wie immer, wusste auch dabei die sehr gute Küche zu überzeugen. Es schmeckte wunderbar.

 

 

 

Dieter Bischert (unten, Zweiter von links) im Spiel FC Blau-Weiß Holtrup – Hertha BSC Berlin am 2. Dezember 1979. Rechts über ihm Hertha-Kapitän Uwe Kliemann.

Unvergessen: Der Polterabend von Klaus Rosemeier

Die alten Uffelner, auch viele Vorstandsmitglieder des Vereins, wissen immer auch viel von „Mariechen“ Pieper zu erzählen, die Vorgänger-Wirtin und Mutter von Brita. Folgende Anekdote spielte sich dort ab, als Uffelns „Mister Handball“, Klaus Rosemeier, da seinen Polterabend feierte. Im Garten war ein Tor aufgebaut, und Rosemeier, einst Torwart und später Trainer, sollte sich dort hineinstellen. Ihm wurden aber keine Handbälle zugeworfen, sondern zuckriger Eierschaum (Fachbegriff: Baiser). Er war zu hart geraten. Und in „Mariechen“ Piepers Küche wurde der daraufhin in der Mikrowelle erhitzt. Infolge eines Missgeschicks lief die „Zuckersoße“ quer durch die Küche. Was sich zum Wurf eignete, wurde auf Rosemeier (gekleidet in seinen legendären orangefarbenen Sweater) geworfen. Bis es dem zu bunt wurde: er schnappte sich das süße Zeugs und warf es zurück. Unvergessen…
Zu Dieter Bischert ist noch anzumerken, dass er dem Verein TuS „Westfalia“ Vlotho-Uffeln immer sehr gewogen war und beispielsweise auch Trikotgarnituren gestiftet hat. Und nach dem Training der Mannschaften gab`s bei ihm eine dicke Bockwurst, wie es sie heute gar nicht mehr geben soll. „Dicke Pelle“ nannten die Spieler ihr Leibgericht, zu dem Pommes frites serviert wurden.
Ein berühmter Spruch von Dieter Bischert lautete: „All ready, allright.“ Dann galt es wohl, spezielle Wünsche der Gäste zu erfüllen. Seinerzeit führte der Verein auch noch alljährlich ein Knobelturnier durch. Dieter Bischert servierte dazu Schnäpse auf einem Tablett. Die Zeit zwischen Liefern und Trinken nannte er „Luftkämpfe“. War ein Tablett vom Inhalt befreit, folgte prompt das nächste.
So ranken sich doch einige nette Anekdoten und Erinnerungen um das „Landgasthaus Pieper“ und sein freundliches Wirtsehepaar.
 
Gunnar Schrader

Gunnar Schrader – der „Hexer“

Großartiger Torhüter schnupperte Verbandsliga-Luft an der Porta

Wenn Talente oder Leistungsträger ihre Stammvereine verlassen, um höherklassig zu agieren, gibt es dort oft Wehklagen. So war es auch, als der großartige Torhüter der damaligen HSG Vlotho-Uffeln, Gunnar Schrader, zur HSG Porta wechselte. Ich erinnere mich, wie Uffelns Alt-Feldhandballoberligaspieler Helmut Rinne sich darüber auf der Tribüne in der Vlothoer Rudolf-Kaiser-Sporthalle echauffierte. Diese Kritiker übersehen aber, dass ihre ehemaligen Spieler in der Fremde sportlich noch reifen und eines Tages, verbessert und um Erfahrungen reifer, bei ihrer Rückkehr dem Altverein noch gute Dienste leisten können.
Genau so war es bei Gunnar Schrader. Mit 32 Jahren folgte er im Jahre 1996 dem Lockruf des Trainers Michael Korsen, zur HSG Porta zu wechseln. In seinem ersten Jahr an der Porta gelang gleich der Verbandsliga-Aufstieg. Zwei Jahre lang wurde diese anspruchsvolle Liga gehalten, dann erfolgten Abstiege bis in die Bezirksliga. Und Gunnar Schrader kehrte nach sieben Jahre in der Fremde zu seinem Stammverein zurück. Er hatte in seiner Portaner Zeit erlebt, dass dort rund 300 Zuschauer pro Match in die Karl-Krüger-Halle in Veltheim kamen. Trainiert wurde dienstags und donnerstags. Aber die Fahrten in der höheren Klasse waren schon Tagestouren. Und das Spiel war rasanter, die Würfe waren härter. Gunnar Schrader schilderte mir dies in meiner Reportage zu seiner Rückkehr am 12. August 2003 im „Vlothoer Anzeiger“ wie folgt: „Die gucken dich schneller aus. Da musste ich mich erst zurechtfinden. Es herrscht dort schon eine ganz andere Spielkultur.“ Sein Torwart-Gespannpartner dort war zeitweise Michael Korsen.

 

 

 

 

 

„Der Hexer“: Gunnar Schrader.

Sieben Jahre nach seinem Weggang kehrte Gunnar Schrader 2003 zu seinem Stammverein Vlotho-Uffeln zurück. Dort Trainer: Eben jener Michael Korsen, der ihn einst an die Porta geholt hatte. Er war nun Trainer beim Traditionsverein in der Weserstadt Vlotho. Gunnar Schrader gab sich vor seiner Rückkehr bescheiden: „Am Ende der Vorbereitung wird man sehen, wer die beiden Torhüter sein werden, die in der ersten Mannschaft spielen werden. Wir haben noch zwei gute Torhüter. Ich würde auch in der zweiten Mannschaft spielen, wenn das so entschieden würde.“
Etwas zur sportlichen Vita von Gunnar Schrader: Er begann als Neunjähriger mit dem Handballspiel. Seine damaligen Übungsleiter hießen Zimmermeister und Küssner. Sie beorderten ihn auf die Kreisläufer-Position. Erst mit 14 Jahren stellte ihn sein Trainer Karl-Wilhelm („Kalle“) Beckmann ins Tor. Dort spielte er fortan. Auch noch in der Bezirksliga für Vlotho-Uffeln. 1984 begann unter Coach Klaus Rosemeier seine Senioren-Laufbahn. Gespannpartner Gunnar Schraders waren unter anderen Rüdiger Wiebesiek (schied nach Meniskusoperationen aus), Detlef Dreischmeier und Andreas Pecher. Uffeln vermochte die Bezirksliga nicht mehr zu halten, pendelte sich zwischen 1. und 2. Kreisliga ein. Als er 1996 an die Porta wechselte, war Michael Behrens Trainer der HSG. Vor ihm schwang Friedrich-Wilhelm Brink kurz das Trainer-Zepter.
Gunnar Schrader bekam den Spitznamen „Der Hexer“ verpasst. Weil er oft mit sensationellen Paraden und Reflexen Einschläge in seinem Tor verhinderte. Angelehnt war dieser Kosenamen an einen früheren deutschen Spielfilm mit diesem Titel.

 

 

 

Freude als Trainer!

Gunnar Schrader hat in Uffeln auch die zweite Damenmannschaft trainiert. Dort lernte er seine spätere Ehefrau Barbara kennen. Beide haben zwei Kinder: Florian und Andrè. Schon mit 17 Jahren war er Co-Trainer der zweiten Seniorenmannschaft und auch noch Betreuer bei der A- und B-Jugend. 1998 hatte er auch die erste Herrenmannschaft des Vereins gecoacht. In der Festschrift zum 100. Jubiläum des Vereins TuS „Westfalia“ Uffeln hieß es zu seiner Person im Jahre 2003: „Auch Gunnar Schrader hat über viele Trainerstationen im Verein seine Erfahrungen weitergegeben.“ So war er beispielsweise 2014 erneut Trainer der Herren-Erstvertretung, und 2018 coachte er das zweite Herrenteam. Seine aktive Laufbahn hatte er erst 2016 beendet.
Als ich ihn in seinem erworbenen Haus auf dem beginnenden Vlothoer Winterberg interviewte, hatte ich notiert: „Für weitere Hobbies bleibt Gunnar Schrader keine Zeit mehr. Familie, Haus und Garten (mit Fischteich) nehmen ihn neben der Arbeit und dem Sport voll in Beschlag“. Apropos Arbeit: Gunnar Schrader hat den Beruf des Elektro-Installateurs erlernt. Als unser Interview stattfand, arbeitete er bei der Firma Meyra in Kalldorf im Lagerversand.
Gunnar Schrader hatte in seiner aktiven Zeit und auch als Trainer immer eine ruhig-besonnene Art. Ich habe ihn nie die Contenance verlieren sehen. Er war stets ein gleichbleibend angenehmer Gesprächspartner. Er und ich hatten übrigens die gleiche Krankheit „kreisrunder Haarausfall“, deren Ursache unbekannt ist. Weil der kahle Kopf inzwischen Gunnar Schraders Markenzeichen geworden war, nahm ich dies zum Anlass, mir die verbliebenen Haare in einem Friseursalon auch abschneiden zu lassen. Seitdem bin auch ich „oben ohne“.
 
Weltmeister

Plötzlich war ein Weltmeister anwesend

Erinnerung an die 90-Jahr-Feier von „Westfalia“ Uffeln im Jahre 2000

Ich habe viele Vereinsjubiläen von Sportvereinen in Vlotho und im Kalletal erlebt. Auf Sälen von Gasthäusern und in Festzelten. Im Prinzip ähneln sie sich alle mit Redebeiträgen und Ehrungen. Von einer Veranstaltung war ich am meisten beeindruckt: von der Feier zum 90. Vereinsjubiläum des TuS „Westfalia“ Uffeln im Saal und angebautem Festzelt des Vereinslokals Landgasthaus Pieper (Inhaber: Brita und Dieter Bischert). Ich habe diese Veranstaltung als stil- und niveauvoll bezeichnet. Und das traf den Kern.
Warum war diese Feier so gut? Das lag zum einen an den Festrednern, die gründlich vorbereitet waren und Wesentliches vortrugen. Es sprachen aus dem Verein Vorsitzender Jürgen Müller und Helmut Rinne, Mitglied der legendären Feldhandball-Oberligamannschaft von 1958. Rinne erzählte sehr humorvoll. Über das Training auf dem Saal Heilemeier (es gab noch keine Sporthalle) erklärte er: „Wir durften dort nur Bückeball spielen.“ In gebückter Haltung habe geübt werden müssen, weil der Wirt Wilhelm Büsching Angst um Glühbirnen und Fensterscheiben gehabt habe.

 

 

 

 

Weltmeister Karl Günnemann (links) zusammen mit Helmut Rinne, Heinz Nottmeier und Heini Rosemeier (von rechts).

Rinne weiter: „Und einmal waren wir gedopt.“ Hintergrund: die Mannschaft war zu den Kreismeisterschaften nach Minden gereist. Mit dem aus dem Lipperland stammenden Schnaps Wachholder habe man sich die Hände präparieren sollen, damit der Ball besser hafte; doch einige gossen sich das Getränk auch in die Kehle… Das Größte sei die Oberligazeit mit sagenhaften Zuschauerzahlen in Uffeln und Spielen gegen Hohenlimburg, Hattingen, Ferndorf und Lütgendortmund gewesen. Allen sei klar gewesen, dass dies aus finanziellen Gründen nicht von Bestand sein konnte. Die Uffelner Spieler seien über die Bockwurst mit Kartoffelsalat nach den Spielen überglücklich gewesen. Rinne erinnerte auch daran, dass es nach Möllbergen zu Fuß und nach Dankersen per Rad ging. Nach Hille, Hartum und Eickum sei das Team mit Karl Schröders Holzvergaser gefahren.
Jürgen Müller hatte Stationen aus der Vereinsgeschichte referiert, die auf der Internetseite des Vereins abgedruckt sind und hier nicht wiederholt werden sollen. Wichtig aber auch vor allem dies: Der Verein habe immer wieder erstklassige Sportlerinnen und Sportler hervorgebracht, die in höheren Ligen auf sich aufmerksam machten. Er nannte diese Namen: „Heini“ Rosemeier, Herbert Nottmeier, Harald Giesel, Peter Schmiedekamp, Gunnar Schrader, Tanja Höner, Tanja Sawadski und Rabea Böke (diese Damen spielten seinerzeit in der Regionalliga; Höner stieg später sogar bis in die Bundesliga auf!).
Weitere Festredner waren Vlothos Bürgermeisterin Lieselore Curländer, Kreissportbund Herford-Chef Walter Schulz und Günter Mönkhoff, Vorsitzender des Handballkreises Minden-Lübbecke. „Welcher Verein hat schon 300 Gäste?“ fragte Curländer mit Blick in die überfüllten Räumlichkeiten (die Bischerts hatten schnell noch ein Zelt an den Saal angebaut). Sie lobte – zu Recht – die gute Jugendarbeit des Vereins. Walter Schulz erklärte: „Ohne Idealismus geht es auch in Zukunft nicht!“ Und Walter Mönckhoff bezeichnete Uffeln als einen „allzeit guten und verlässlichen Partner“.

 

 

 

 

 

Festredner: Walter Schulz und Helmut Rinne (von links).

Und dann stand plötzlich ein leibhaftiger Weltmeister unter den Feiernden: Karl Günnemann, damals 69 Jahre alt, war 1952 mit Deutschland Weltmeister im Feldhandball geworden. Außerdem war er zweifacher Deutscher Meister mit dem TuS Lintfort (1959 und 1961) sowie Träger des Silbernen Lorbeerblattes, das ihm einst Bundespräsident „Papa“ Heuss überreicht hatte. Wie kam er nun nach Uffeln? Seine Tochter war dorthin gezogen, hatte im „Vlothoer Anzeiger“ unsere Serie über das 90-jährige Vereinsbestehen gelesen und ihrem Vater diese Beiträge zugesandt. Da Günnemann in den 50-er Jahren bei einem Sportfest in Uffeln gespielt und bei „Heini“ Rosemeier übernachtet hatte, lag es nahe, dass auch er zu diesem Jubiläum seine Aufwartung machte. Günnemann und Rosemeier hatten sich auch bei Spielen um die Deutsche Meisterschaft immer wieder getroffen. Es gab zwischen den „alten Kämpen“ an diesem Abend viel zu erzählen. Nachtrag 2020: Karl, genannt „Kolle“, Günnemann verstarb vor fünf Jahren. Er hat 15 Länderspiele bestritten.
Es gab natürlich auch einen großen Ehrungsreigen. Aus diesem ragte Wilhelm Rasche heraus, der dem Verein zum Zeitpunkt dieses Jubiläums 70 Jahre angehörte.
Weil der Saal aus allen Nähten zu platzen drohte, war das Festzelt schnell angebaut worden, wie schon berichtet wurde. Wer dort saß, konnte die Ehrungen und den Festakt über einen großen Bildschirm verfolgen. „Fernseh-Meier“ hatte dies möglich gemacht. Und dann gab es noch eine Art Litfaßsäule, auf der Zeitungsberichte, Fotos und vieles mehr angeheftet waren. Marion Schake, einst Oberligaspielerin des Vereins, hatte das Archiv unserer Zeitung durchstöbert und die gefundenen Fotos dort ausgestellt.
Dieses glanzvolle und höhepunktreiche Fest werden die, die dabei gewesen sind, nicht vergessen!
 
Anika Irle

Anika Irle, der Norwegen-Fan

Augustdorferin hat mehr als zehn Jahre das Uffelner Trikot getragen

Zu den Heimspielen der Handball-Damen der HSG Vlotho-Uffeln (heute: TuS „Westfalia“ Vlotho-Uffeln) bin ich immer gern zwecks Berichterstattung gegangen. Egal, ob sie nun Oberliga, Verbandsliga oder Landesliga gespielt haben. Der Vorstand hatte eines Tages die Reißleine gezogen, als fast nur noch ortsfremde Spielerinnen auf dem Hallenparkett standen. Das war das unerwartete Aus des höherklassigen Frauenhandballs in Vlotho-Uffeln. Die Mannschaft hatte in unterschiedlichen Besetzungen dem Publikum in der Rudolf-Kaiser-Sporthalle oftmals sehr schönen Sport geboten. Und über ein Jahrzehnt gehörte eine Spielerin diesem Team an: Anika Irle. Ihr sollen die folgenden Zeilen gelten.
Sie hatte immer die weiteste Anreise zu den Spiel- und Trainingstagen: 45 Kilometer waren es von ihrem Heimatort Augustdorf in die Weserstadt. In Augustdorf hatte sie mit dem Handballspiel begonnen, ging dann als B-Mädel zum TSV Oerlinghausen. Dort blieb sie bis zu den Frauen. Ihr Trainer in der gesamten TSV-Zeit: Jan Gerth. Als der als Coach zur HSG Vlotho-Uffeln wechselte, nahm er vier Oerlinghauser Spielerinnen nach dort mit, darunter auch Anika Irle. Die blieb, auch als Jan Gerth frühzeitig wieder ausschied, weil ihm der Frauenhandball doch ein wenig über den Kopf gewachsen war. Bis dato hatte er nur Jugendteams trainiert.

 

 

 

 

 

 

Anika Irle mit enormer Bandage am rechten Bein – Folge einer schweren Verletzung.

Seit 1994 hat Anika Irle mehr als zehn Jahre für Vlotho-Uffeln gespielt. Davon war sie ein halbes Jahr beim Verbandsligisten Bad Salzuflen, wo es ihr jedoch nicht gefiel. „Die ehemaligen Bundesligaspielerinnen von Blomberg wurden vorgezogen, obwohl sie nicht immer mittrainiert haben“, berichtete sie. Sodann kehrte sie nach Vlotho-Uffeln zurück, wo sie lange das Herzstück der Mannschaft war. Zeitweise hat sie sogar auch noch die D-Mädel trainiert.
Anika Irle hat an der Uni Bielefeld das Fach Sportwissenschaften studiert. Nach dem Abschluss mit Diplom war sie zeitweise in einem Rehazentrum in Detmold tätig. Denn Reha und Prävention waren ihre Schwerpunkte im Studium. Später hat sie auch beim Kreissportbund in Gütersloh gearbeitet. Da war die Uffelner Mannschaft aber schon vom Vorstand zurückgezogen worden.
Anika Irle hatte eine große Liebe zum Land Norwegen. Nachdem sie als Studentin drei Monate im Land der Fjorde gewesen war, erwachte diese Freundschaft zu diesem Staat und seinen Bewohnern. „Die Menschen dort sind naturverbundener und und ruhiger als wir. Auch ihre Natürlichkeit hat mich beeindruckt“, bekannte Anika Irle in einem Interview mit mir. Es fand in einem Lokal in Lemgo statt. In der Hansestadt wohnte sie zu jener Zeit. Nach eineinhalb Monaten konnte sie sich schon mit den Einheimischen verständigen. Anika Irle fuhr wieder ins Land der Elche und Trolle, arbeitete als Mädchen für alles in einer Fjellhütte (ihrer Auskunft nach, ein Zwischending zwischen Jugendherberge und Hotel). In diesen Hütten kehren gern Wanderer ein. Irle kellnerte, servierte, kochte und strich Fenster und Zäune. 1998 ist das gewesen.

„Giesel war toller Motivator und Vette ein Glücksfall“

Die Sportlerin aus Lippe sparte bei unserem Gespräch nicht mit Komplimenten für den Verein Vlotho-Uffeln und seine Mitarbeiter. „Dieser Verein ist grundsolide“, bilanzierte sie. Von ihrem Stammverein Augustdorf-Hövelhof hat sie natürlich immer wieder Angebote zur Rückkehr erhalten, doch sie blieb im Klub von der Weser.
Zu ihren Hobbies zählt das Skifahren (am liebsten in Südtirol) und das Lesen. „Ich lese alles, was ich in die Finger bekomme“, gestand sie in unserem Gespräch. Natürlich habe ich sie damals in Lemgo auch gefragt, was sie zu ihren vielen Trainern sagt, die sie in Vlotho-Uffeln erlebt hat. Hier einige Auszüge: „Jan Gerth war ein guter Jugendtrainer. Volker Schröder hat bei seinem zweiten Engagement nicht bedacht, dass es verschiedene Typen in der Mannschaft gibt, die man verbal anders anfassen muss. Harald Giesel war ein ganz besonderer Trainer und ein hervorragender Motivator. Er hat uns geradezu stark geredet. Das war in seiner ersten Saison bei uns wahnsinnig. Pascal Vette war ein Glücksfall für den Verein und für uns als Mannschaft. Bei ihm schätze ich die menschliche und die Trainerseite. Er setzt sich immer voll ein.“
Das hat Anika Irle auch immer getan. Auch deshalb war sie Spielführerin der Uffelner Mannschaft. Eine vorbildliche Sportlerin und auch ein sehr sympathischer Mensch!

 

 

 

Gab immer alles: Anika Irle im Trikot der damaligen HSG Vlotho-Uffeln.

 
Torsten Brandt/Karsten Veit - Folge 2

„Ihr seid so dämlich...“

Mit Torsten Brandt/Karsten Veit in der 2. Handball-Bundesliga unterwegs

Den Samstag, 30. September 2000, werde ich nicht vergessen. Ich begleitete die beiden Handball-Topschiedsrichter Torsten Brandt/Karsten Veit zu ihrem Einsatz in der 2. Handball-Bundesliga der Männer. Und zwar fuhren wir nach Gensungen (bei Kassel). Auf der Hinfahrt hörten die beiden Handball-Experten die Fußball-Bundesliga-Konferenz im Autoradio. Und da fiel ein Tor, und das auch noch für meinen Lieblingsverein Hertha BSC Berlin, das Geschichte geschrieben hat: Herthas Brasilianer Alex Alves traf vom Anstoßkreis ins Tor des 1. FC Köln. Ein Treffer aus 52 Metern. Das ist der eine Grund, weshalb ich diesen Tag nicht vergesse.
Der andere ist natürlich das Spiel der HSG Gensungen/Felsberg gegen den VfL Pfullingen vor 800 Zuschauern. „Hölle Nord“ bezeichnet die Vereinszeitung der Gastgeber die Spielstätte. Es kommt eine stattliche Kulisse zusammen, in der die beiden Referees aus Vlotho-Uffeln bestehen müssen.
Der Hallensprecher hat um 19.15 Uhr Probleme, den Ort Vlotho auszusprechen. Er sagt: „Vlatho“, wie es auch falsch im Programmheft zum Spiel steht. Karsten Veit aus Kalletal kommt dagegen problemlos über seine Lippen. Der Lärmpegel in der Halle steigt.

 

 

 

 

Torsten Brandt (links) und Karsten Veit in jüngeren Jahren bei einem Redaktionsbesuch.

In meiner Reportage, die am 3. Oktober 2000 im „Vlothoer Anzeiger“ erschienen ist, habe ich das Weitere wie folgt beschrieben (Auszüge): „Nach Siebenmeter gegen die Heimsieben erste Pfiffe gegen Karsten Veit. Beifall dagegen, als Torsten Brandt einem Gegner Gelb zeigt. Aber Pfui-Rufe und Pfiffe gegen Brandt, als er dem schwer in Rage befindlichen Trainer der Heimsieben Gelb zeigt. Die Atmosphäre schaukelt sich hoch. Nach rund 20 Minuten festgehalten: Torsten Brandt und Karsten Veit strahlen sehr viel Ruhe aus, gehen auf keinerlei Kontakt zu den Zuschauern, lassen sich trotz der Hexenkessel-Atmosphäre nicht von ihrer Linie abbringen.
Ein Fan im Trikot steht steht plötzlich fast auf dem Spielfeld (die Tribüne beginnt einen Meter daneben) und droht mit erhobener Faust. Torsten Brandt schickt ihn zurück auf seinen Sitzplatz. Halbzeit: 15:13 führt die Heimsieben.
Mit zwei Flaschen Mineralwasser in den Händen gehen die Unparteiischen in die Kabine. Sie haben nur ein Vorspiel erlebt. Denn die zweiten 30 Minuten werden schlimmer. Bei 17:17 gibt es ein gellendes Pfeifkonzert. Ein Heißsporn hinter dem Tor, zugleich als Wischer tätig (um Schweißflächen gestürzter Spieler zu beseitigen), nähert sich Veit aus Zentimeter-Distanz. Der schickt ihn mit Handbewegung zurück.
Das Spiel steht auf des Messers Schneide: 18:18, 18:19, 20:20, 20:21. Die 45. Minute ist kritisch für die beiden Referees: sie geben beim Stande von 21:21 Siebenmeter gegen die Heimsieben – und kassieren erneut Pfiffe. „Schieber, Schieber!“ erschallt es. Auch diese Schmähungen nehmen die Unparteiischen nach außen hin gelassen hin. Und wenig später fallen sämtliche Sprachbarrieren. Da heißt es dann: „Schwarze Sau“.
26:26. Noch drei Minuten. Die Halle ist ein Tollhaus geworden. „Gib mal zwei Minuten, Mensch“, schreit ein Senior, soeben noch mit schwerem Gang und Krückstock zur Toilette unterwegs. Die Spieler sind größtenteils schweißgebadet. In der 60. Minute fällt das 26:27 – der Spitzenreiter Pfullingen führt. Nun sind nur noch Sekunden zu spielen. Pfullingen nimmt Time-Out. In den verbleibenden 15 Sekunden verwirft der Gastgeber aus schlechter Position. Die Heimniederlage ist besiegelt.
Ordner geleiten Brandt/Veit in die Kabine. Ein älterer Mann im kanadischen Baumfällerhemd verliert völlig die Fassung und beschimpft die Schiedsrichter wüst. Die Begleiter lassen niemanden zu nahe an die beiden Ostwestfalen heran.
Nach dem Duschen sind Brandt/Veit stille Beobachter der in der Halle stattfindenden Pressekonferenz. Keiner der beiden Trainer erwähnt die Schiedsrichter. Bei belegten Brötchen und jeweils einer Flasche „Hessischem Löwenbräu“ geht der Dienst von Torsten Brandt und Karsten Veit in der „Hölle Nord“ zu Ende. Beim Verlassen der Halle buhen einige ältere Damen, beim Weg zum Ausgang gibt es Pfiffe, und ein Junge ruft: „Ihr seid so dämlich, ihr findet ja nicht mal euer Auto“. Cool stecken Brandt/Veit auch dies weg. Karsten Veit trocken: „Bei dem Jungen hat wohl die Erziehungsperson versagt...“ 190 Kilometer Rückfahrt liegen nun vor den Schwarzkitteln. Es ist stockduster. Vlotho erreichen sie um 23.45 – Ende einer Dienstfahrt! Veit wirft noch den Spielberichtsbogen am Vlothoer Postamt in den Briefkasten. „Wenn wir jetzt wieder pfeifen müssten“, resümiert Torsten Brandt, „muss dieses Spiel vergessen sein.“

 

 

 

 

In offizieller Bekleidung.

Erwähnt werden soll noch, dass sich vor Ort ein Schiedsrichter-Betreuer um die beiden Referees gekümmert hat. Sein Name: Claus Rummeleit. Er begleitete die beiden Unparteiischen durch die Katakomben der noch dunklen Sporthalle in einen holzgetäfelten Clubraum. „Wir können ihnen hier kein Vier-Gänge-Menü bieten, aber ein schönes Stück Kuchen und Kaffee vor dem Spiel sowie belegte Brötchen danach gibt es schon“, witzelte er. Es wird gefachsimpelt. Beispielsweise darüber, das der in der Nähe beheimatete Fußballverein KSV Hessen Kassel – einst stolzer Zweitligist - nun in der Bezirksoberliga spielt. Und dass dort Ex-Profi Holger Brück – einst wie Alex Alves Akteur bei Hertha BSC gewesen – stark engagiert ist. Im Clubraum ist auch ein Fernseher eingeschaltet, auf dem bald die Sendung „ran“ zu sehen sein wird. Das werden Brandt/Veit nicht erleben, denn sie ziehen sich um. Ihre Kabine ist zellenartig klein. Helfer schleppen derweil Werbung in die Halle. Auch Getränke werden herangekarrt – wer soll das alles trinken?

 

 

 

Schiedsrichter-Betreuer Claus Rummeleit gießt vor dem Spiel Kaffee ein.

Um 19 Uhr betritt das Schiedsrichter-Gespann in Trainingsanzügen die Halle. Zunächst müssen die Tore überprüft werden. Sitzen die Netze? Zwei freundliche Damen kommen hinzu. Es sind Beate Kleimann und Ina Schlichter, Zeitnehmer und Sekretär für dieses Spiel der 2. Liga Süd.
Es war ein langer Tag für Torsten Brandt und Karsten Veit. Um 16.30 Uhr trafen sie sich zur Abfahrt vor der Sparkasse Vlotho. Heimkehr ist um 23.45. Jeweils 190 Kilometer sind sie hin und zurück gefahren. Sieben Stunden lang hat dieser Bundesliga-Einsatz gedauert!
Und was sagte der Schiedsrichter-Betreuer zur Leistung der beiden Männer des heutigen TuS „Westfalia“ Vlotho-Uffeln? Claus Rummeleit: „Es waren sicher einige unglückliche Entscheidungen dabei. Aber Hauptsache war, dass die Schiedsrichter auf beiden Seiten ihre Linie bewahrt haben. Insgesamt war das schon o.k.“
 
Torsten Brandt/Karsten Veit - Folge 1

Torsten Brandt/Karsten Veit haben in der Handball-Bundesliga gepfiffen

Aushängeschild für den Verein Uffeln und die Stadt Vlotho

Ohne sie geht nichts: Schiedsrichter. Der TuS „Westfalia“ Vlotho-Uffeln darf von sich sagen, dass es an guten Handball-Unparteiischen bei ihm nicht mangelt. Und das „Aushängeschild“ auf diesem Sektor waren Torsten Brandt/Karsten Veit, die bei den Frauen und Männern in der 1. Bundesliga gepfiffen haben. Sie waren somit ein Aushängeschild für Verein und Stadt, denn nach den Mannschaftsvorstellungen werden über Lautsprecher in den Arenen natürlich auch die Namen der Schiedsrichter und ihre Herkunftsorte genannt.
Die Zahl ihrer Spiele in den Eliteligen liegt nicht konkret vor. Fest steht aber, dass sie in der Saison 2005/2006 auch Spiele in der ersten Männer-Bundesliga gepfiffen haben. Im Blickpunkt stand dabei das vom Fernsehen übertragene Spiel Flensburg gegen Melsungen. „Da ging uns ganz schön die Düse“, berichtet Torsten Brandt anschaulich darüber. Überwiegend haben die beiden Schiedsrichter in der 2. Bundesliga der Männer und in der 1. Bundesliga der Frauen gepfiffen. Als ihnen der Aufwand – beide haben Familien – zu groß wurde, wurden sie im Rahmen eines Heimspiels von GWD Minden durch den Schiedsrichterwart des Deutschen Handball-Bundes, Peter Rauchfuß, verabschiedet.

 

 

 

 

Torsten Brandt (rechts) und Karsten Veit betrachten bei einem Redaktionsbesuch im „Vlothoer Anzeiger“ Archiv-Handballfotos.

Ich habe in einem Bericht, der am 22. August 2003 im „Vlothoer Anzeiger“ erschienen ist, einmal geschrieben, was die beiden heimischen Spitzenschiedsrichter so alles leisten müssen. Torsten Brandt nahm in seinen Urlaub an den Wörthersee beispielsweise das Regelbuch mit, denn es galt, 320 Fragen der Internationalen Handball-Föderation beantworten zu können. Beim DHB-Lehrgang in Halberstadt, an dem beide teilnahmen, stand auch ein Regeltest auf dem Programm. Daneben gab es auch eine Formüberprüfung: ein 2.400-m-Lauf sollte in 13 Minuten oder besser absolviert werden. Vor diesem Lehrgang, der alljährlich stattfindet, bringen sich die Referees persönlich in Form. Brandt beispielsweise lief seinerzeit dreimal pro Woche, und Karsten Veit, der im benachbarten Kalldorf lebt, schnürte noch öfter pro Woche die Laufschuhe.
Wer die Prüfung nicht besteht, scheidet aus der Besetzung für die beiden besten Klassen aus. Insgesamt gibt es 40 Gespanne, die Bundesligaspiele leiten. Torsten Brandt/Karsten Veit gehörten zur Nordgruppe. Bei den Lehrgängen gab es jeweils Schwerpunktthemen, die besprochen wurden. Sie hießen in diesem Fall: Schritteregel, Passivregel und progressive Bestrafung. Natürlich werden die in den Bundesligen der Damen und Herren angesetzten Schiedsrichter-Gespanne auch benotet. 69 Prozent der Punkte kommen von den Verbands-Beobachtern, die restlichen Zähler von Vereinsbeobachtern. Nachmittags wird bei den Lehrgängen Handball gespielt. Aber unter einem besonderen Aspekt: Sechs Schiedsrichter, die Gespanne bilden, leiten die Testspiele unter regeltechnischen Aspekten. Nachmittags war Regelfortbildung in Gruppenarbeit.
Bei diesen Lehrgängen werden die Schiedsrichter auch regelmäßig neu eingekleidet. Die gelieferte Spielkleidung ist von allen Referees bei Pflichtveranstaltungen zu tragen. Hochkarätige Referenten sorgen für eine gewissenhafte Weiterbildung. „Diese Lehrgänge“, so Torsten Brandt, „sind nicht wie eine locker-flockige Mannschaftsfahrt. Das ist qualitativ eine super Sache.“

Bundesliga-Schiedsrichter besuchten die Kältekammer

Am Mittwoch, 16. April 2008, waren Torsten Brandt/Karsten Veit Gastgeber für ein Stützpunkttraining in Vlotho. Und zwar ging es in die Kältekammer (-110 Grad) der Weserland-Klinik Bad Seebruch. Acht Handball-Bundesliga-Schiedsrichter – darunter natürlich auch die beiden Uffelner – waren dabei. Diese Kältekammer existiert seit 1995. Sie verspricht eine Leistungsförderung neben der Hemmung von Schmerzen und Entzündungen. Die Schiedsrichter müssten Hände, Nasen und Ohren schützen. Der Besuch der Kältekammer wurde von ihnen als sehr angenehm geschildert.
Neben dieser Kältekammer-Aktion (links ein Teilnehmer mit Mundschutz und Handschuhen) mussten die Schiedsrichter auch eine Laufeinheit im Kurgebiet absolvieren. Am Abend fuhren sie gemeinsam nach Lübbecke, um sich dort ein Bundesligaspiel anzuschauen. Aber auch da gab es Aufgaben: Angriff und Abwehr waren unter dem Oberbegriff „Die Außen“ zu analysieren.
Bereits in der Weihnachtsausgabe1988 hatte ich einen großen Bericht über die beiden Vlothoer Spitzenschiedsrichter geschrieben, die damals in den Regionalligen der Damen und Herren angekommen waren. Dort verriet Karsten Veit seinen Trick, wenn es massiv Kritik von den Zuschauertribünen an den Schiedsrichtern gibt: „Die Ohren auf Durchzug stellen...“ Als ein Vereins-Offizieller die beiden Uffelner einmal massiv beleidigte, mussten sie eine Spruchkammersitzung veranlassen, in der es eine Geldstrafe für den Verein gab. Würden sie körperlich angegriffen – das ist zum Glück nie passiert -, hätten sie das Spiel sofort abgebrochen. Torsten Brandt zu dieser Thematik schmunzelnd: „Unter Polizeischutz brauchten wir noch keine Halle zu verlassen.“

Japanerinnen überreichten Bonsai-Bäumchen

Zum Zeitpunkt dieses Berichte hatten sie bereits internationale Spiele geleitet. Stemmer gegen Weißrussland (Frauen) und Japan gegen HC Eidinghausen (A-Mädel) hießen diese beiden Begegnungen. Dabei besonders erwähnenswert: Die jungen Japanerinnen überreichten am Spielort Bad Oeynhausen den Schwarzkitteln Bonsai-Bäumchen. Natürlich erklangen auch die Nationalhymnen.
Als „schlimmstes Spiel“ haben Torsten Brandt/Karsten Veit eine Kreisligapartie in Erinnerung. Es mussten fünf rote Karten verteilt werden. „Wegen fehlender Regelkennntnis und Meckerei“, erinnert sich Brandt. Eine schöne Begegnung gab es dagegen bei einem Spiel der 2. Frauen-Bundesliga in Lintfort. Ein älterer Herr sprach sie an. Er hatte in der Feldhandball-Oberliga 1958 gegen Uffeln gespielt
Die weiteste Fahrt in jenen Tagen ging nach Mönchengladbach. Abfahrt in Vlotho war um 16 Uhr, Rückkehr in der Weserstadt um 23.30 Uhr. Falls es überraschend Glatteis gibt, haben die Unparteikischen auch die Möglichkeit, mit der Bahn zu fahren. Die beiden „Schieris“ richten es immer so ein, dass sie stets eine dreiviertel Stunde vor Spielbeginn in der jeweiligen Halle sind. Einmal reisten sie zu einem Abendspiel nach Neuenkirchen (bei Borgholzhausen), doch der Gegner trat nicht an. Wieder ein Abend futsch…
Die Sportkleidung stellt ihnen der Verein Vlotho-Uffeln. Außerdem sind beide beitragsfrei. Einmal im Jahr gibt es als Dankeschön noch ein Essen. Es gibt außerdem auch Aufwandsentschädigungen für die Schiedsrichter (Zulagen und Fahrtkosten). „Es bleibt nur wenig übrig“, so das Fazit der beiden.
Sie hatten inzwischen folgende „Taktik“ für die Spiele entwickelt: Beide teilen das Spielfeld unter sich auf und entscheiden in ihren Bereichen selbstständig. Mit Zeichensprache und Blickkontakten tauschen sie sich in Zweifelsfällen aus. Beispiel: Wenn ein Zeitspiel droht, legte einer der beiden Schiedsrichter die Hand auf die Uhr – schon weiß der andere Bescheid. Einmal im Monat gibt es übrigens auch Belehrungsabende im Handballkreis.
Zu Beginn meines Berichtes hatte ich geschrieben, dass Brandt/Veit seit 1988 ein Schiedsrichter-Gespann bilden. Damals begannen sie in der 2. Kreisklasse. Die Bundesliga stellte das höchste für sie erreichbare Ziel dar. Das haben beide erreicht. Der Verein darf stolz auf sie sein.
 
Anmerkung des Chronisten: Mein Bericht über die beiden ehemals höchstpfeifenden Vlothoer Handball-Schiedsrichter hat noch eine zweite Folge. Damit der Abstand zwischen diesen beiden Folgen nicht zu groß wird, erscheint der zweite Teil deshalb ausnahmsweise schon im 14-Tage-Abstand!
 
Harald Giesel

Harald Giesel: Oftmals Retter in der Not

Enorme Verdienste als Spieler, Damen- , Jugend- und Herrentrainer

Jeder Sportreporter hat Ideen für Reportagen abseits der normalen Berichterstattung in seinem Kopf. Beispielsweise über Sportlerinnen, Sportler, Trainer und Funktionäre eines Vereins mit einer interessanten Biographie. Meistens klappt es auch, diese Ideen zu realisieren. Aber es ist auch möglich, dass der Journalist Schiffbruch erleidet. Dann nämlich, wenn der oder die „Ausgeguckte“ das einfach nicht will. So ist es mir beim TuS „Westfalia“ Vlotho-Uffeln immer wieder deutlich mit Harald Giesel ergangen. Wir führten immer sehr angenehme Gespräche rund um die Begegnungen in der Vlothoer Sporthalle. Aber zu einer Reportage über ihn ist es nie gekommen. Er wollte kein Aufhebens um seine Person, spürte ich heraus. Mit dem Abstand von Jahren versuche ich nunmehr in dieser Rubrik, einiges aus dem Gedächtnis heraus zu Harald Giesel zu Papier zu bringen.

 

 

 

 

Die erste Herrenmannschaft der SG Vlotho-Uffeln auf einem Foto vom 28. Oktober 1984. Harald Giesel steht in der oberen Reihe gleich neben Trainer Friedrich-Wilhelm Brink. Zweiter von rechts unten: der heutige Landrat Jürgen Müller.

Harald Giesel war bei der SG Vlotho-Uffeln (heute: TuS „Westfalia“ Vlotho-Uffeln) oftmals als Trainer Retter in großer Not. Er sprang als Interimscoach ein, wenn es mal tüchtig kriselte, ein Übungsleiter aufgehört oder das Handtuch geworfen hatte. Und zwar sowohl bei der ersten Damen- als auch Herrenmannschaft. Er war sich auch nicht zu schade, in der Saison 1985/1986 als Co-Trainer unter Chef Thomas Berg (damals auch Bundesliga-Torwart beim TBV Lemgo) zu agieren. Wie erlebten Spielerinnen, die unter ihm trainiert haben, diesen Harald Giesel? Ulrike Müller, die 18 Jahre ohne Unterbrechung in der ersten Damenmannschaft gespielt hat, empfand ihn als „sehr engagiert“. Er habe die Mannschaft kurzfristig übernommen, so dass er mit dem Team keine gemeinsame Vorbereitung hatte. Mannschaftsführerin Anika Irle sagte mir in einem Lokal in Lemgo, in dem ich sie für eine Reportage interviewte, Harald Giesel „sei ein ganz besonderer Trainer“ (O-Ton) gewesen. Sie lobte seine Fachkompetenz und auch seine Fähigkeit, eine Mannschaft zu führen und zu motivieren. Alles mit Disziplin und Sachverstand.
Harald Giesel, so meine eigene Einschätzung, verstand es, die ihm anvertrauten Schützlinge in ihren Fähigkeiten zu stärken. Er hatte eine klare und ruhige Art, mit ihnen zu sprechen. Nein: ein „Lautsprecher“ oder gar Rumpelstilzchen an der Linie – Dieter Löffelmann lässt grüßen – war Harald Giesel nie. Das widersprach seiner Art und seinem Charakter.
In dem sehr schönen Standardwerk „Und auch der Handball ist rund“ steht auf Seite 274 ein Mannschaftsfoto der Jugend von Grün-Weiß Dankersen. Sie war 1972 Deutscher Jugendmeister im Hallenhandball geworden. Und wer ist dort auch abgebildet? Ja - Harald Giesel! Er war Mitglied dieses Meisterteams. Aktiv gespielt hat er natürlich auch für seinen Stammverein Vlotho-Uffeln. Höherklassig war er aktiv für Eintracht Minden, SC Herford und TSG Altenhagen. Da wird er viel gelernt haben, was ihm später dann als Trainer zu Gute gekommen ist.

 

 

 

 

 

 

Harald Giesel als Übungsleiter in der Sporthalle Vlotho.

Als Trainer verstand er es auch sehr gut, ein Spiel zu „lesen“ (besser: zu analysieren), um dann seine Mannschaft entsprechend auf die Gegner einzustellen. Der Brillenträger Harald Giesel verlor dabei nie den Durchblick. Auch die Interviews nach den Spielen machten mit ihm Spaß. Er ließ keine Worthülsen vom Stapel, wie es manchen Trainern eigen ist. Er analysierte vielmehr messerscharf und wohlüberlegt.
Harald Giesel hat nicht nur bei den Damen und Herren des Uffelner Vereins gearbeitet – die genauen Daten lassen sich in den im Internet abgedruckten Festschriften nachlesen -, sondern auch immer wieder Nachwuchsteams des Vereins betreut und trainiert. Das erfordert sehr viel Geduld und Nachsicht. Beides war und ist bei ebenfalls ihm vorhanden. So war er zusammen mit Torsten Brandt Coach der damaligen B-Jugend-Landesligamannschaft, die zu ihren Heimspielen ganz schöne Zuschauermassen anlockte. Von diesem Team stehen heute fünf Spieler in der ersten Mannschaft des Traditionsvereins. Es sind: Marvin Kohlstädt, Nils Kreideweiß, Hannes Weinert, Jannis Brandt und Hendrik Thies.
Harald Giesel habe ich als absoluten Handball-Fachmann mit pädagogischem Geschick erlebt. Er war immer ein sehr angenehmer Gesprächspartner. Sollte ich ihn in wenigen Worten beschreiben, fiele mit ein: akribisch, fair und hochkompetent. Wobei auch aus Insiderkreisen zu vernehmen war, er würde mitunter durchaus einen „Dickschädel“ an den Tag legen. Aber man zeige mit einen Menschen ohne Schwächen – ich kenne keinen!
 
Cheftrainer

Eine Cheftrainerin war einst Bundesliga-Rekordtorschützin

Gedanken zu einigen Übungsleitern beim TuS „Westfalia“ Vlotho-Uffeln

Stattlich ist die Liste der Cheftrainer bei den Damen und Herren des TuS „Westfalia“ Vlotho-Uffeln. Und es sind durchaus namhafte Übungsleiter darunter. Als Thomas Berg beispielsweise die Herren übernahm – Mitte der 80-er Jahre -, war er aktueller Torhüter beim Bundesligisten TBV Lemgo. Und bei den Damen war es nicht nur Nationalspielerin Ilona Sundermeier, die Regie führte. Mit Sigrid Bierbaum, ihrer Teamgefährtin von Eintracht Minden, kam eine Frau auf den Cheftrainerinnensessel, die gleichfalls Nationalspielerin und WM-Teilnehmerin gewesen war. Außerdem stand auf ihrer Visitenkarte: zweimal Bundesliga-Rekordtorschützin (1978/79 mit 131 und 1979/80 mit 101 Treffern) für Eintracht Minden und den VfL Engelskirchen. Nachfolgend einige Gedanken, wie ich diese Trainer erlebt habe. Da ich Ilona Sundermeier und „Heini“ Rosemeier in dieser Nostalgie-Reihe bereits ausführlich portraitiert habe, gehe ich auf diese beiden hier nicht mehr ein.
Bei Thomas Berg hatte ich den Eindruck: der steht ewig unter Zeitdruck. Immer hatte er es eilig: nach den Spielen in der Vlothoer Sporthalle, wenn ich ihn interviewen wollte, am Telefon bei Gesprächen. Einmal sollte ich zur Wohnung des damaligen Vorsitzenden Kurt Fromme kommen, dort würde Thomas Berg warten. Es ging wohl um seine Vertragsverlängerung. Ich kam fünf Minuten zu spät – und weg war er. Er trainierte die SG Vlotho-Uffeln, als sie noch in der Bezirksliga spielte. In einem Interview mit Thomas Berg, veröffentlicht am 20. Dezember 1985 im „Vlothoer Anzeiger“, lobte er den Verein und seine Offiziellen. O-Ton: „Ich kann hier exzellent arbeiten. Die Zusammenarbeit mit Harald Giesel, Klaus Rosemeier, Kurt Fromme und Klaus Graeper ist hervorragend.“

 

 

 

 

 

Thomas Berg (links) beim Trainingslager in der Sporthalle Vlotho.

Ich hatte auch ein Trainingslager der Mannschaft besucht und am 27. August 1985 darüber berichtet. Damals hatte Berg seinen Job in Vlotho-Uffeln angetreten und zu einem dreitägigen Trainingscamp in die Vlothoer Sporthalle eingeladen. Zwölf Spieler nahmen daran teil. Ich hatte damals geschrieben: „Es ist eine Mannschaft ohne auswärtige Spieler, in der ausnahmslos Spieler aus Vlotho stehen.“ Zur Doppelbelastung – Bundesligatorwart in Lemgo, Trainer in Vlotho-Uffeln – hatte Berg damals gesagt: „Das wird keine Belastung sein. Vlotho liegt genau auf der Strecke zwischen Minden und Lemgo, und es gibt keine Probleme mit dem Dienstag- und Donnerstagtraining in Vlotho-Uffeln. Das lässt sich mit Lemgo gut koppeln. Ich kann bei zwei Spielen nicht dabei sein, weil wir mit Lemgo zur gleichen Zeit spielen. Dann wird Harald Giesel mich vertreten.“ Giesel, im Verein vielfach bewährt, fungierte in dieser Saison 1985/86 als Co-Trainer von Thomas Berg, der in Minden wohnte.

 

 

 

 

 

 

Verabschiedung von Thomas Berg durch Jörg Graeper.

Zu Sigrid Bierbaum als Trainerin der Uffelner Damen nur dies: sie war fachlich sicherlich hervorragend. Im Umgang mit der Presse empfand ich sie als ein wenig unsicher. Wie das kam, kann ich mir nicht erklären. Möglicherweise lag es daran, dass wir Pressevertreter nicht auf ihrem Level waren. Die Spielerinnen lobten Sigrid Bierbaum aufgrund ihres hohen fachlichen Könnens stets sehr. In Erinnerung ist mir seltsamerweise geblieben, dass ihre Haarfarbe variierte.

 

 

 

 

 

 

Gelegentlich spielte Sigrid Bierbaum (Nr. 13) auch noch selbst mit.

Als einen sehr guten Damentrainer mit viel Engagement habe ich Volker Schröder in seinem ersten Jahr in Vlotho-Uffeln erlebt (später ließ dies nach). Unter Schröder spielte die Mannschaft noch in der Verbandsliga. Leistungsträgerinnen waren seinerzeit Regina Kölling, Tanja Sawadski, Rabea Böke. Am 17. Januar 1998 schlug die HSG die Mannschaft von DJK Marathon Münster mit 21:14 (10:6). Eine Spielerin, die heute noch in der Uffelner Damenmannschaft spielt, gab damals ihr Debüt: Doreen Ludwig, seinerzeit Torjägerin der A-Mädel. Bei ihrer Premiere gelang ihr ein Siebenmetertor, das frenetisch von den Mannschaftskameradinnen bejubelt wurde. Gut waren zu diesem Zeitpunkt immer Schröders fachliche Kommentare, die keinesfalls Schönfärberei waren. Nach dem Erfolg über Münster erklärte er beispielsweise: „Der Rückraum hat mich heute sehr enttäuscht. Dessen Wurfschwäche war eklatant. Tina Pasqualicchio hat eine überragende Vorstellung im Tor gegeben. Unsere Abwehrarbeit hat gut geklappt. Ein höherer Sieg war möglich.“ Zu diesem Zeitpunkt hatte er seinen Trainervertrag gerade verlängert. Im zweiten Jahr war er für mich immer schwieriger zu erreichen. Die Hintergründe für sein nun nachlassendes Engagement habe ich nicht erfahren. In Erinnerung ist mir auch der Name Jan Gerth als Damentrainer geblieben. Lange war er nicht in Vlotho-Uffeln. Nach den Spielen war er derart aufgelöst, dass er ständig erklärte: „Ich kann jetzt noch nichts sagen. Gebt mir etwas Zeit. Ich muss mich erst sammeln.“ Mit ihm war seine Schwester Insa gekommen, bei der nach Niederlagen die Tränen immer locker saßen.

 

 

 

 

 

 

Marcus Bärenfänger (l.) und Torsten Brandt (r.) präsentierten Anne Schneider (Mitte) dem Team.

Mit der Empfehlung, in der Bundesliga für Eintracht Minden gespielt zu haben, kam Anne Schneider nach Vlotho-Uffeln. Sie stammt aus dem Kreis Olpe. Ihr Stammverein war TG Lennestadt. Von dort ging sie zum Oberligisten Attendorn-Ennest. Bevor sie zu Eintracht Minden in die Bundesliga wechselte, spielte sie auch für den Oberligisten Weidenau. Für Eintracht Minden spielte sie schließlich von 1989 bis 1994. Ihre letzte Station als aktive Spielerin war TuS Eintracht Oberlübbe (Oberliga/Regionalliga). Eine Knieverletzung zwang zum Karriereende.
Bei ihrer Vorstellung durch Torsten Brandt und Marcus Bärenfänger war ich dabei. Großes Fachwissen zeichnete auch Anne Schneider aus. Ich hatte mitunter enorme Probleme, sie im Vorfeld von Spielen ans Telefon zu bekommen. Sie lebte in einer Mindener Wohngemeinschaft. Für Vorschauberichte in unserer Freitag-Ausgabe benötigte ich freilich letzte Informationen über die personelle Lage der eigenen Mannschaft, über Stärken und besondere Spielerinnen des Gegners und die Chancen überhaupt. Wenn alle Stricke rissen und sie partout nicht ans Telefon zu bekommen war, rief ich in meiner Not schon mal Spielerinnen an, von denen ich die Telefonnummern an ihrem Arbeitsplatz wusste. Die waren nicht wenig überrascht, sagten aber zumindest, wer beim Abschlusstraining aus welchen Gründen gefehlt hatte. Aus diesen eher vagen Informationen „bastelte“ ich dann meine Vorschau.
Das waren meine Erinnerungen an einige Cheftrainer bei den Damen und Herren des heutigen TuS „Westfalia“ Vlotho-Uffeln. Harald Giesel, der hier als Co-Trainer von Thomas Berg erwähnt wird, bekommt noch einen Extra-Bericht!
 
Feldhandball-Oberliga

Eine Sternstunde im Heimatsport

1957 stiegen die Feldhandballer von „Westfalia“ Uffeln in die Oberliga auf

Im Sommer 1957 wurde ein Feldhandball-Märchen wahr: der TuS „Westfalia“ Uffeln schaffte den Aufstieg in die Oberliga. Das war damals die höchste Spielklasse in Deutschland. In der neuen Saison 1957/58 erzielte der Verein durch die Heimspiele der Mannschaften hohe Zuschauerzahlen und große Einnahmen auf dem Sportplatz in Uffeln. 1.000 und 1.500 Zuschauer waren keine Seltenheit.
Diese zwölf Mannschaften spielten in der besagten Saison in der Oberliga: Eintracht Minden, „Sachsenross“ Hille, Grün-Weiß Dankersen, Gütersloh, Westerhold, Hohenlimburg (daher kamen sogar zwei Mannschaften), Gevelsberg, Hattingen, Polizei Recklinghausen, Eintracht Hagen und TuS „Westfalia“ Uffeln. Folgende Spieler vertraten Uffelns Farben in der höchsten Liga: Wilhelm, Fritz und Karl Lindemann, Heinz Nottmeier, Helmut Rinne, Günter Büsching, „Heini“ Rosemeier, Friedhelm Korte, Erhard Müller, Horst Grösch und Günter Althoff. Aufstiegstrainer der Uffelner war Arnold Kresse, der erste Nationalspieler von Grün-Weiß Dankersen. Weil der in der Oberligasaison selbst für die Mindener Vorortler aktiv war, betreute „Manager“ Fritz Klocke das Team in Deutschlands Elite-Liga.

 

 

 

 

 

 

Ein hübsches Motiv aus dem „Vlothoer Wochenblatt“ zum Aufstieg in die Feldhandball-Oberliga.

Das waren die Positionen der einzelnen Akteure in der Mannschaft: Tor: Heinz Nottmeier, Verteidigung: Karl und Fritz Lindemann, Mittelläufer: Wilhelm Lindemann, Außenläufer links: Günter Büsching, Außenläufer rechts: Friedhelm Korte, Mittelstürmer: Erhard Müller, halblinks: Helmut Rinne, Linksaußen: Horst Grösch, halbrechts: „Heini“ Rosemeier, Rechtsaußen: Günter Althoff. Zwölfter Mann war Kurt Büsching. Ausgeholfen hat auch Fritz Klocke. Größer war der Kader seinerzeit nicht.
Um in die Oberliga zu gelangen, musste nach der Landesliga-Feldsaison noch eine Qualifikationsrunde gespielt werden. Beteiligt waren: „Marathon“ Münster, TuS „Westfalia“ Uffeln, SV Hohenlimburg und TuS Ferndorf. Nach Beendigung dieser „Quali“ standen drei Teams punktgleich: Uffeln, Hohenlimburg und Ferndorf. Weil der TuS Ferndorf auf eine Entscheidungsrunde verzichtete, stieg Uffeln in die Oberliga auf, in der Hohenlimburg verblieb. Die Vereinschronik vermeldet, dass das Aufstiegsspiel gegen Hohenlimburg eine Rekordeinnahme von 595,70 Mark aus dem Kartenverkauf betrug.

 

 

 

 

 

 

 

Feldhandball-Oberligist TuS „Westfalia“ Uffeln im Juni 1957. Von links: Wilhelm Lindemann, Heinz Nottmeier, Helmut Rinne, Karl Lindemann, Günter Büsching, „Heini“ Rosemeier, Friedhelm Korte, Fritz Lindemann, Erhard Müller, Horst Grösch und Günter Althoff.

Wilhelm Meyer, damals Verleger des „Vlothoer Wochenblattes“, fand diese lobenden Worte für die Aufstiegshelden: „Der Verzicht der Ferndorfer war für die Uffelner also höchstfalls Glück in dem Sinne, wie es am Ende der Tüchtige immer hat. Der Erfolg wurde von einer Elf errungen, in der es über das mannschaftliche Gesamtniveau hinaus ausgezeichnete Einzelspieler gibt, die jedoch alle frei von Starallüren und ausschließlich auf Uffelner Boden beheimatet sind. So darf die Mannschaft, kann der Turn- und Sportverein „Westfalia“ Uffeln, mag das ganze Dorf stolz sein auf dieses sportliche Ergebnis sondergleichen!“
Es gibt noch so allerlei rund um diese Oberliga-Mannschaft zu berichten: Die Spieler kauften sich ihre weißen kurzen Hosen selbst, der Verein stellte nur die Trikots. Der Trainer musste mit einem Motorrad, einer DKW von Heini Sellmann, aus Minden abgeholt werden, damit er in Uffeln die Übungseinheiten leiten konnte. Die Auswärtsfahrten in der Aufstiegsrunde und Oberligasaison wurden mit privaten Pkw bestritten, die Förderer zur Verfügung stellten. In der Aufstiegsrunde wurde auch schon mal ein Bus eingesetzt. Torjäger Erhard Müller wurde von Werftbesitzer Rasche aus Westerhold abgeholt, wo er in einer Brauerei tätig war. Im Umfeld waren aber damals schon einige Gönner aktiv (unter anderem: Karl Kerkhoff, die Werftbesitzer Heinrich Rasche und Heinrich Büsching, „Blumen-Klocke“). Und jeden Sonntag erklang in jener Zeit der Name „Westfalia“ Uffeln im Radio, wenn die Oberliga-Ergebnisse verlesen wurden. Ihre Heimspiele trug Uffelns Mannschaft nachmittags aus; auswärts wurde dagegen auch schon mal vormittags gespielt.
Trainiert wurde im Sommer auf dem Platz und im Winter auf dem Saal der damaligen Gaststätte Heilemeier. 1958/59 wurde das Training in eine neue Halle der Werft Rasche verlegt. In dieser Saison spielten die Uffelner bereits wieder in der Landesliga, denn die Oberliga konnte nicht gehalten werden. Uffelns Herren spielten also nur eine Saison dort. 1959 erreichte das Team zwar nochmals die Oberliga-Aufstiegsrunde als Landesliga-Staffelmeister, doch ein zweiter Coup in Form des abermaligen Aufstieges gelang nicht mehr.
Bei den Sportwerbewochen in jenen Jahren waren durchaus bekannte Vereinsnamen auf dem Sportplatz Uffeln vertreten: TuS Lintfort, Bayer Leverkusen oder auch die Turngemeinde Bremen. Sie kamen gegen freies Essen und Übernachtung, wie es damals üblich war.
1989 sorgte die Nachricht für Traurigkeit in der „Westfalia“-Familie, dass „Wurfkanone“ Erhard Müller mit 55 Jahren in München verstorben war. Er war der Erste aus dieser großen Mannschaft, der verstarb.
Es gibt noch einige Presseberichte aus jenen großen Tagen, aus denen nachfolgend zitiert wird: „Wie von geheimen Kräften beseelt, gelang Uffeln die heillose Überraschung Hilles.“ - TuS „Westfalia“ Uffeln brachte unweit der Weser bei Vlotho das Kunststück fertig und schickte den favorisierten Titelverteidiger TSG 1862 Lage nach einer prächtigen Leistung mit 10:7 (4:5) Toren geschlagen ins Lipperland zurück.“ - „Wohl an die 1.000 Zuschauer umsäumten das Uffelner Sportgelände, als der Schiedsrichter das Leder für das Aufstiegsspiel gegen SV Hohenlimburg freigab. Der Gegner galt als klarer Favorit. Die Uffelner aber zeigten ein sehr gutes Spiel und ent- schieden es knapp, aber verdient, für sich. Es wird noch einmal darauf hingewiesen, dass Anmeldungen zur Busfahrt nach Ferndorf beim Vereinswirt erfolgen müssen“.- „Die Uffelner konnten auch das letzte Spiel in Horst-Emscher für sich entscheiden, und zwar mit mit 8:4 Toren. Rinne und Althoff spielten wendig, und auch Grösch fügte sich recht gut in das Mannschaftsgefüge ein.“ - „Uffelns Torwart Heinz Nottmeier gab den Rot-Weißen im Treffen gegen Hille von Anbeginn so großen Rückhalt, dass die Westfalia auch ohne Müller wie aus einem Guss spielte. Fido Gasts 13-m-Geschoss meisterte Uffelns tollkühner Zerberus.“ - „Die Westfalia-Mannschaft bot am Sonntag gegen Ferndorf eine ganz prächtige Leistung: Jeder Spieler war ein Kämpfer und jeder Kämpfer ein Spieler.“
 
Klaus Rosemeier

Über Jahrzehnte Akzente gesetzt

Klaus Rosemeier: Individualist und Teamplayer in einer Person

 

 

 

 

 

 

So berichtete der „Vlothoer Anzeiger“ am 12. März 1985. Klaus Rosemeier an der Spitze einer Rakete, die den kometenhaften Aufstieg der Uffelner Damen symbolisieren sollte. Kerstin Striepecke hat sie gezeichnet (hier ist nur ein Ausriss zu sehen). Auf der Rakete sind alle Spielerinnen zu sehen.

Über Jahrzehnte hat Klaus Rosemeier beim TuS „Westfalia“ Vlotho-Uffeln Akzente in Sachen Handball gesetzt. Als Spieler, als Trainer, als Funktionär. Ihn als „Mister Handball“ zu bezeichnen, ist also mehr als angebracht. Ehrungen hat er dafür viele erfahren. Die goldene Nadel des Handball-Verbandes hat er beispielsweise erhalten; und sein Verein ernannte ihn zum Ehrenmitglied. Versuchen wir einmal, diese Persönlichkeit zu würdigen.
Für mich als Sportjournalist war Klaus Rosemeier zunächst einmal mein Ansprechpartner, wenn ich über die Spiele der Oberliga-Mannschaft des Vereins berichtete. Er hatte das Traineramt von Ex-Nationalspielerin Ilona Sundermeier übernommen. Ich musste bei den Interviews nach den Spielen genau auf jedes Wort aufpassen, denn seine Analysen waren knapp gehalten, aber sehr zutreffend. Einmal war es unumgänglich, dass ich ins Training für ein Kurz-Interview hineinplatzte. Er rief seinen Spielerinnen kurz „Stretching!“ zu und hatte ein wenig Zeit für mich. Das muss ein Saisonauftakttraining gewesen sein.
Der zweite große Komplex, der uns zusammenführte, waren die damaligen Sportfeste. Klaus Rosemeier führte dabei Regie. Er saß auf einem überdachten Lkw-Anhänger am Spielfeld auf dem Sportplatz in Uffeln und dirigierte von dort oben den Ablauf der zahlreichen Spiele aller Altersklassen. Die Ergebnis-Übermittlungen, in den letzten Jahren per Computer-Ausdrucken erfolgt, waren nicht immer einfach. Ich hatte oft das Gefühl, ihn zu stören. Manchmal schrieb ich bei den Siegerehrungen nur die Reihenfolge der Mannschaften mit und beließ es deshalb dabei.
Ein Amt fern der Öffentlichkeit, aber immens wichtig, war die Teilnahme Klaus Rosemeiers an der „Handball-Börse“, die einmal wöchentlich montags in der Mindener Gaststätte „Treffpunkt“ stattfand. Hier gab es die neuesten, für den Verein sehr wichtigen Informationen zum Spielgeschehen. Dann war Klaus Rosemeier ab 1984 Handball-Spartenleiter (ab 1996 hieß diese wichtige Aufgabe: Handball-Abteilungsleiter) und damit langjährig im Vorstand.
Seine Zeit als Trainer, als Sportfest-Regisseur, als „Börsianer“ sowie Handball-Chef im Verein ist damit angerissen. Aber Klaus Rosemeier hat natürlich auch gespielt. Er war Torhüter der ersten Mannschaft und bildete mit Detlev („Daddy“) Dreischmeier das Torwart-Gespann jener Jahre. Auch damals strahlte er schon die ihm eigene Ruhe aus.
Beruflich hat Klaus Rosemeier Erzieher gelernt. Seine pädagogischen Fähigkeiten spiegelten auch seine Zeit als Übungsleiter speziell von Nachwuchsteams wider. Später war er Betriebsleiter in der Uffelner Firma Kohlstädt auf dem Buhn.

 

 

 

 

 

 

 

Recht cool wirkt Klaus Rosemeier auf diesem Foto aus jungen Jahren.

Insider schildern Klaus Rosemeier als Familienmensch. „Ehefrau Anne-Marie und die Söhne Malte und Sören sind sein ein und alles“, hatte ich in einem Bericht zu seinem 50. Geburtstag geschrieben. Der Beitrag ist am 21. Dezember 2001 im „Vlothoer Anzeiger“ erschienen.
Es sind zahlreiche Geschichten über Klaus Rosemeier im Umlauf, die zeigen, mit welch einem Engagement er immer bei der Sache war. Er weilte beispielsweise auf einer Mannschaftsfahrt in Berlin. Die erste Damenmannschaft hatte ein Pokalspiel in Düsseldorf zu bestreiten. Ilona Sundermeier stand als Spielertrainerin dafür nicht zur Verfügung. Da setzte sich Rosemeier in Berlin in einen „Flieger“, jettete nach Düsseldorf, betreute das Team und „düste“ wieder zurück. Das darf man wohl Einsatz nennen.
Dann hatte er selbst ein Trainingsgerät entwickelt, um die Beinmuskulatur seiner Spieler zu kräftigen. Ich schrieb in meinem zitierten Bericht: „Er goss daheim Beton an, packte ihn in Plastiksäcke, baute Laschen dran, damit die Spieler damit hantieren konnten.“ Er hat Mannschaftsfahrten organisiert, über die mitunter auch noch gesprochen wird. Beispielsweise ging es einmal nach Schweden. Für einen Tag hatte er bei einer anderen Tour für einen Tag eine Kanufahrt angesetzt, und tags darauf bereits wieder eine 60-Kilometer-Radtour. Und einmal ließ er seine Spieler bei „Sauwetter“ eine bergige Strecke in Uffeln hochlaufen, fuhr selbst in seinem Mercedes nebenher und hatte das Fenster nur einen Spalt weit geöffnet. Grund: einerseits wollte er nicht nass werden, andererseits seinen Spielern aber Direktiven mitteilen.
Über eine sehr lustige Episode seines Polterabends im Vereinslokal „Landgasthaus Pieper“ berichte ich, wenn ich über das dortige Wirtsehepaar Brita und Dieter Bischert einen Beitrag verfasse.
Ich hatte seinerzeit zu seinem 50. Geburtstag auch geschrieben: „Klaus Rosemeier ist alles andere als ein geschwätziger Mensch, ja, einige halten ihn für wortkarg. Bei Feiern indes soll er auftauen, dann gar redselig werden.“
Bei Klaus Rosemeier, dies als Fazit, trifft wohl beides zu: Er ist Individualist, aber zugleich auch ein Teamplayer. Das hat ihn bei seinen vielfältigen Funktionen im Verein und im Vorstand immer wieder ausgezeichnet.
 
Ulrike Müller

Ulrike Müller: 18 Jahre lang in der ersten Damenmannschaft

Die blonde Ulrike Müller war stets die Zuverlässigkeit in Person

Bescheidenheit im Auftreten, aber eine echte „Arbeitsbiene“ im Team – so ließe sich die frühere Handballerin Ulrike Müller vom TuS „Westfalia“ Vlotho-Uffeln beschreiben. Sie hat 18 Jahre lang, von 1982 ununterbrochen bis ins Jahr 2000, in der ersten Frauenmannschaft der damaligen HSG gespielt. Das Trikot mit der Nummer sieben war in diesem langen Zeitraum das ihre.

 

 

 

 

 

Verabschiedung von Tanja Diekmann (mit Blumen) und von Ulrike Müller (links klatschend). Zu erkennen sind die Spielerinnen Andrea Fromme und Alexandra Mundt. Die Ehrung führte Ulrikes Bruder Jürgen Müller als Vereinsvorsitzender durch. Mittlerweile ist er auch Landrat des Kreises Herford.

Zum Handball gekommen war Ulrike Müller – wie auch die Mitspielerinnen Marion Schake und Klaudia Ruschemeier – durch die Handball-AG an der Realschule Vlotho. Die wurde von niemand Geringerem als Ex-Nationalspielerin Ilona Sundermeier geleitet, die als Lehrerin dort tätig war. „Und sie war auch meine erste Trainerin, als ich zur Frauenmannschaft wechselte“, berichtete Ulrike Müller seinerzeit in einem Interview, das ich bei ihr zuhause mit ihr führte. Voll des Lobes war „Ulli“, wie sie genannt wird, über die Alt-Internationale Ilona Sundermeier: „Sie war der Kopf unserer Mannschaft. Ihre Rückhandanspiele zum Kreis – die waren traumhaft!“
1985 stieg das Uffelner Frauenteam in die Oberliga auf, wo sie vier Spielzeiten verweilte. Der Oberliga-Aufstieg war auch Ulrike Müllers größter Triumph. Sie musste aber auch Abstiege aus dieser dritthöchsten deutschen Spielklasse 1989 sowie 1999 aus der Verbandsliga mitmachen. Längst hatte Ilona Sundermeier ihre Karriere beendet.
Ulrike Müller hat neben Ilona Sundermeier zahlreiche sehr gute Trainer der Mannschaft erlebt: Sigrid Bierbaum etwa, wie Sundermeier ehemalige Nationalspielerin und WM-Teilnehmerin. Oder Volker Schröder und Harald Giesel. Und natürlich Uffelns „Mister Handball“, Klaus Rosemeier. Im Interview mit mir, erschienen im „Vlothoer Anzeiger“ vom 11. April 2000, charakterisierte Ulrike Müller ihre Übungsleiter wie folgt (Auszug): „Bierbaum hat im Training konkrete Anweisungen gegeben, beispielsweise: Linker Fuß vor, auf Wurfarm achten. Sie hat genau erklären können, wenn irgendetwas nicht geklappt hat. Sie hat die Mannschaft gut auf Spielerinnen des Gegners eingestellt. Klaus Rosemeier ist stets gründlich vorbereitet gewesen, wenn er zum Trainingsabend kam. Unter ihm spielten wir in der Oberliga die sehr offensive 3-2-1-Deckung. Harald Giesel liebte eine gründliche Vorbereitung der Spiele. Er hat die Mannschaft kurzfristig übernommen, so dass er keine Vorbereitung mit unserem Team hatte“

 

 

 

 

 

 

 

Ulrike Müller (r.) beim Torabschluss.

Volker Schröder habe im Training stets mit Wurfbildern im Torwart-Training gearbeitet. Seine Anweisung „lang-flach“ sei im Mannschaftskreis ein geflügeltes Wort geworden. Er habe auch eine Vorliebe für Laufeinheiten gehabt. Ulrike Müller hat auch einige „Kurzzeit-Trainer“ erlebt: Ulrich Finkemeier, Jan Gerth, Günter Nußbaum. Über die war letztlich wenig zu sagen. Nun zu ihren Mitspielerinnen. Marion Schake und Regina Kölling hätten gewiss höherklassige bestehen können, hielten ihrem Stammverein jedoch immer die Treue. Klaudia Rosemeier und Rabea Böke seien gute Mannschaftsführerinnen und echte „Kämpfertypen“ gewesen. Dann erinnerte Ulrike Müller in unserem Gespräch daran, dass in Uffeln immer sehr gute Torhüterinnen gewesen seien und nannte diese Namen: Heike Surkus, Doris Essing, Karin Graf, Tina Pasqualiccio, Bärbel Wendt und Alexandra Mundt. Wesentlichen Anteil an den Erfolgen hätten auch immer die Mannschaftsbetreuer gehabt, die zeitweise auch als Co-Trainer fungierten. Namentlich nannte sie: Dieter Schrader, Alfred Schlutter, Edith Sellmann („spielte sogar einmal mit, als ein Teil der Uffelner Mannschaft in Münster die Sporthalle nicht gefunden hatte“), Angela Delker, Andreas Gohr und Manfred Mundt.
Ihre eigene Rolle in der Mannschaft beschrieb Ulrike Müller so: „In der Abwehr habe ich halb gedeckt, teilweise aber auch außen gespielt.“ In der Offensive war sie stets Kreisläuferin. Und ihre eigene Leistung hat sie so eingeschätzt: „Der Wurf war mein Manko. Mir fehlte die richtige Wurftechnik, auch bei Tempogegenstößen.“
Zum Zeitpunkt meiner Reportage über sie hat Ulrike Müller als Krankengymnastin in einer Bad Oeynhauser Schule für Körperbehinderte gearbeitet. Zu ihren Hobbys gab sie an: Lesen (einer ihrer Lieblingsautoren: Hermann Hesse), Musik (unter anderem von von Sting), Reisen („Gern in die Sonne, aber auch Kultur genießen“), Inline-Skate-Fahren.
Ihr letztes Punktspiel für Uffeln bestritt sie am Samstag, 15. April 2000. Sie war eine echte Teamplayerin, wie sie jeder Mannschaft gut zu Gesicht steht.
 
Bernd Wienecke

Bernd Wienecke: Von Vlotho-Uffeln in die 2. Handball-Bundesliga

Kurios: Handball mit links, Tischtennis mit rechts

Aus der HSG Vlotho-Uffeln (heute: TuS Westfalia Vlotho-Uffeln) sind Spieler hervorgegangen, die höherklassig bei namhaften Vereinen gespielt haben. Harald Giesel und Herbert Nottmeier beispielsweise. Und Bernd Wienecke!

 

 

 

 

 

Handball mit links, Tischtennis mit rechts: Bernd Wienecke.

Wienecke gehörte in der Saison 1989/1990 dem Kader des Handball-Zweitligisten TuS Nettelstedt an. In 20 von 26 Punktspielen saß der damalige Student der Betriebswirtschaften an der Universität Bielefeld auf der Nettelstedter Bank. Insgesamt waren es zwölf Spiele, die er dort bestritt. Im „Vlothoer Anzeiger“ stand dazu geschrieben:
„In der Rückrunde platzte beim früheren Spieler der HSG Vlotho- Uffeln der Knoten: er verdrängte Stefan Neitzel von der Rechtsaußen-Position und warf auch 18 Tore für die Nettelstedter.“
Viermal die Woche fuhr Bernd Wienecke zum Nettelstedter Training. Höhepunkte der Saison waren für ihn die Spiele gegen den VfL Hameln (mit DDR-Torwart-Legende Wieland Schmidt) sowie die Derbys gegen GWD Minden. Im letzten Saisonspiel war der VfL Bad Schwartau der Gegner, und der frühere Nationalspieler Erhard Wunderlich war Wieneckes Gegner. Artig gratulierte Wienecke seinem prominenten Gegenspieler, denn Bad Schwartau war nach einem Sieg über Nettelstedt in die 1. Bundesliga aufgestiegen. Nettelstedt wäre abgestiegen, wenn nicht Wanne-Eickel aus finanziellen Gründen hätte tiefer spielen müssen. Abstieg wäre für Bernd Wienecke nichts Neues gewesen, denn mit der HSG Vlotho-Uffeln war er zweimal abgestiegen (aus der Bezirks- und Kreisliga) und mit Möllbergen ebenfalls.
In der Saison 1990/1991 spielte Bernd Wienecke für den Oberligisten VfL Mennighüffen zwei Klassen tiefer.
Mit neun Jahren begann Bernd Wienecke mit dem Handballsport bei der HSG Vlotho-Uffeln. Als C-Jugendlicher hütete er sogar das Tor der Kreisauswahl. Bei einem Turnier in Rothenuffeln wurde er dann als Feldspieler entdeckt.
Bernd Wienecke ist auch heute noch, in der Saison 2019/20, im Tischtennis für den TV „Eintracht“ Valdorf aktiv. Tischtennis spielte er lange parallel zum Handball, bis er dort aufhörte. Im Tischtennis gelangte er bis in die Bezirksklasse und war dort lange Spitzenspieler neben dem Abwehrcrack Manfred Obernolte. Mit in seinem Team spielte auch Bernd Wieneckes Bruder Markus, ehe dieser nach Süddeutschland verzog. Auch Markus Wienecke hat in Vlotho-Uffeln Handball gespielt

 

 

 

Markus Wienecke, jüngerer Bruder von Bernd, spielte ebenfalls in Uffeln Handball (hier ist er bei einem Siebenmeter zu sehen) und Tischtennis im Turnverein „Eintracht“ Valdorf. Aus beruflichen Gründen ging er in frühen Jahren nach Süddeutschland.
Kurios: Im Tischtennis schmettert Wienecke mit der rechten Hand, während er beim Handball mit links warf.
Seinen Mannschaftskameraden in beiden Sportarten war und ist Bernd Wienecke aufgrund seiner zurückhaltend-ruhigen Art immer ein angenehmer Teamgefährte gewesen.
Fotos: Hans-Ulrich Krause
 
Pascal Vette

Ein besonderer Trainer: Pascal Vette

„Jung, kompetent, kommunikativ, wandelndes Lexikon“

Wenn bei der damaligen HSG Vlotho-Uffeln (heute: TuS Westfalia Vlotho-Uffeln) neue Trainer im Damen- oder Herrenbereich vorgestellt wurden, geschah das in der Regel nach folgendem Prinzip: Zwei Vorständler stellten den neuen Übungsleiter oder die neue Übungsleiterin vor, und sodann richteten diese kurz ihre Worte an ihre versammelten Schützlinge.
Und eines Tages wurde der junge Pascal Vette den Spielerinnen der HSG präsentiert. Ich sehe ihn noch vor mir: im Schneidersitz auf dem Hallenboden platziert und einige Botschaften an seine neuen Spielerinnen richtend. „Ist der jung...“, habe ich mir gedacht. Torsten Brandt und Marcus Bärenfänger waren damals in die Sporthalle gekommen, um ihn der Mannschaft vorzustellen.

 

Verabschiedung von Tina Pasqualicchio, Nicole Schneider und Alexandra Mundt (vorne, von links)

durch Torsten Brandt, Trainer Pascal Vette sowie Betreuer und „treue Seele“ Manfred Mundt.

Schnell wurde ich gewahr: Der ist hochkompetent! Das erlebte ich bei den Interviews, die ich entweder für meine Spielvorschauen mit ihm telefonisch führte, oder direkt vor und nach den Meisterschaftsspielen in der Vlothoer Rudolf-Kaiser-Sporthalle. Da sprach immer jemand, der keine Worthülsen von sich gab, sondern stets gut informiert über seine und die gegnerische Mannschaft war. Ich habe Trainer erlebt – dies jedoch mehr im Vlothoer Fußballgeschehen- , die derart einsilbig und wortkarg waren, dass ich oftmals dachte: Das Gespräch mit diesem Coach kannst du Dir sparen, weil nichts dabei herauskommt. Da kann es fünf rote Karten und zwei Beinbrüche geben – er weiß trotzdem nichts zu sagen und druckst tonlos herum...
Das war bei Pascal Vette völlig anders. Er war zudem ein sehr kommunikativer Typ. Und er war auch offen. Kritisierte auch sein Team, wenn dies notwendig war. Niemals ein Schönfärber.
Außerdem ein sehr aufgeweckter Typ.
Einmal hat er mich in der Redaktion besucht. Auch das war für mich sehr lehrreich. Ich gestehe: Richtig gut kannte ich mich insbesondere im Fußball (hat mich von klein auf interessiert) und im Tischtennis (ich war 34 Jahre für drei Vereine aktiv und habe auch als Jugendtrainer gearbeitet) aus. In den Handballsport musste ich mich vielmehr regelrecht hineinarbeiten. Gewisse Feinheiten habe ich gewiss auch am Schluss meiner Tätigkeit nicht erkannt.
Vette ließ mich bei seinem Besuch hinter die Kulissen blicken, erläuterte mir beispielsweise Würfe, die trainiert wurden. Einer hatte sogar einen Namen: „Wuchtbrumme“ (so hieß übrigens auch das Hallenheft, das die Mannschaft zu ihren Heimspielen herausgab und für das ich lange Zeit die Fotos lieferte). Ich spürte sehr bald, dass dieser Mann sehr viel Ahnung von der Trainingslehre besaß, zugleich aber auch ein Praktiker und kein Nur-Theoretiker war. Wurfbilder erläuterte er mir, weiß ich noch. Beruflich war Pascal Vette Krankenpfleger. Es war mitunter nicht so einfach, ihn in seiner Dienstelle in einem Krankenhaus zu erreichen. Wir hatten bestimmte Tage und Zeiten vereinbart, an dem ich die für meine Vorschauberichte so wichtigen Informationen von ihm bekommen könnte. Klappte das nicht, musste ich versuchen, ihn zuhause zu erreichen. Im allergrößten Notfall, wenn kein Kontakt zustande kam, musste ich die Spielvorschauen für die Freitagausgabe „kalt“ schreiben, also ohne Trainereinformationen, nur auf meinem Kenntnisstand beruhend. Das war unbefriedigend, weil letztlich ohne Neuigkeitswert für den Leser.
In der Ausgabe des „Vlothoer Anzeigers“ vom Mittwoch, 4. Januar 2006, habe ich Pascal Vette interviewt. Da war er bereits im dritten Jahr Trainer der Landesliga-Handballerinnen aus Vlotho-Uffeln und 31 Jahre alt. Somit hatte er das Team als 28-Jähriger übernommen. Er sagte zum Status quo der Mannschaft: „Das erste Jahr war ein Aufbaujahr. Im zweiten Jahr haben wir mit unserer neuen 3:2:1-Abwehr für manche Überraschung gesorgt. In der laufenden Spielzeit mussten wir vier neue Spielerinnen einbauen. Es ist eine gesunde Basis gelegt.“
Das Saisonziel hieße, so Vette weiter, unter die ersten fünf Mannschaften zu kommen. Und das sei derzeit erreicht worden. Vette bemängelte in diesem Gespräch, dass im Training nicht immer mit voller Intensität gearbeitet worden sei. Das müsse besser werden. Die Mannschaft habe sich aber gut entwickelt und die Neuzugänge seien bestens integriert worden. Zukünftiges Ziel sei, immer das volle Leistungspotential abzurufen und nicht nur – wie gegen manches „Kellerkind“ - 85 Prozent.
In der Hinrunden-Bilanz hatte ich in derselben Ausgabe mit der Überschrift „Landesliga-Spielerinnen auswärts unbesiegt“ über Pascal Vette geschrieben: „Großen Anteil an der Entwicklung hat natürlich Trainer Pascal Vette, der für den Handballsport lebt und ein wandelndes regionales Lexikon ist. Sagt man ihm ein Stichwort, beispielsweise: Wer ist bei Elsen zu beachten?, sprudelt es aus dem Bünder nur so heraus. Die Mannschaft trägt seine Handschrift und zeigt feinen Offensivhandball. Natürlich hat auch Co-Trainer Maik Tacke und haben die beiden Betreuer Carolin Fend sowie Manfred Mundt ihren Anteil am Erfolg.“
Beendet habe ich meinen Artikel so: „Es sind noch Verbesserungen möglich. Und Übungsleiter Pascal Vette, dem Niederlagen schwer zu schaffen machen, wie er in der nach wie vor lesenswerten Hallenzeitschrift Wuchtbrumme zugab, feilt daran, noch mehr aus seinen Schützlingen herauszukitzeln.“
Immer nah bei seinem Team: Pascal Vette. Links jubelt Doreen Ludwig. Rechts vom Trainer: Sandra Stahlhut, daneben Alexandra Mundt.

 

Christina Oepke und Kerstin Rügge neue Torhüterinnen

Vor dieser erwähnten Saison 2006/2007 hatte es unter Vette ein Trainingslager in Glinde gegeben. Das neue Torhüterinnen-Gespann in dieser Serie bildeten Christina Oebke und Kerstin Rügge. Hinzu gekommen war Daniela Gräbe - wie Rügge von der TSG Hohenhausen aus dem benachbarten Kalletal - ; außerdem war Kathryn Fromme reaktiviert worden. Leitungsträgerinnen im Team jener Zeit waren Annika Irle, Sandra Stahlhut, Andrea Fromme, Christin Kuhn und Janine Steffen, um nur mal einige zu nennen.
Ich habe Pascas Vettes weiteren Trainer-Werdegang bei anderen Vereinen in der Presse verfolgt. Einer wie er hat aufgrund seines Engagements und Wissens überall Erfolg. Und beliebt ist er aufgrund seiner offenen Art und Kommunikationsfreude auch. Für einen Sportjournalisten ist es äußerst angenehm, mit solch einem absoluten Fachmann zusammenzuarbeiten.
Fotos: Hans-Ulrich Krause
 
Heinrich "Heini" Rosemeier

Oberliga-Heimspiel Uffeln gegen Hohenlimburg. Rechts die Uffelner Mannschaft. „Heini“ Rosemeier ist auch auf dieser Aufnahme der größte Spieler. Ferner sind von den Gastgebern zu erkennen: Torwart Nottmeier, Rinne, Lindemann und Grösch. Die Zuschauermassen – bis zu 1.200 Fans - sind zu erahnen.

Deutsche Spitzenklasse aus Uffeln

Heini“ Rosemeier kämpfte mit Solingen 98 um die Deutsche Feldhandballmeisterschaft

Die obige Überschrift  setzte ich im „Vlothoer Anzeiger“ vom 26. November 1999 über einen großen Artikel. Und ich verwende sie an dieser Stelle erneut. Denn sie passt. Es geht um die Laufbahn des Uffelner Feldhandballspielers Heinrich Rosemeier, der in seinem Heimatort immer nur „Heini“ genannt wurde. Er spielte mit Solingen 98 um die Deutsche Feldhandball-Meisterschaft vor teilweise 38.000 Zuschauern mit. Und er stand einmal im Notizbuch des damaligen Bundestrainers Werner Vick. Zu einer Nominierung ist es jedoch nicht gekommen.
Beim TuS „Westfalia“ Uffeln gehörte „Heini“ Rosemeier der heute noch legendären Oberliga-Mannschaft von 1958 an. Die Oberliga war damals die höchste Spielklasse in Deutschland. Nach einem Jahr erfolgte wieder der Abstieg, aber das soll diesen einmaligen Erfolg in der Vereinsgeschichte nicht schmälern, auf den wir in dieser Artikelserie noch näher eingehen werden.
„Heini“ Rosemeier ging 1962 berufsbedingt nach Düsseldorf (er war Kaufmann in der Eisenbranche) und schloss sich dem BSV Solingen 98 an. Für diesen Verein hat er bis 1966 gespielt. Es war die Epoche großer Solinger Erfolge. 1963 unterlag Solingen im Endspiel um die Deutsche Feldhandball-Meisterschaft dem VfL Wolfsburg im Wuppertaler Zoostadion mit 9:10 vor 38.000 Zuschauern. Rosemeier über dieses Match: „Da war schwer zu spielen. Es war Herbst, und der Rasen war glitschig.“
1964 gewann Solingen 98 die Deutsche Meisterschaft. Im Finale gegen Grün-Weiß Dankersen (15:14) musste der Uffelner jedoch pausieren. „Ich saß wegen einer Sperre auf der Ersatzbank“, so Rosemeier im Rückblick. Der Platzverweis soll jedoch „eine haarsträubende Fehlentscheidung des Lübecker Schiedsrichters gewesen sein“, hieß es zu seiner Verabschiedung im „Solinger Tageblatt“ am Mittwoch, 16. März 1966. Die Tageszeitung hatte als Überschrift gedruckt: „Eine Kanone im Wurfarm.“
1965 hatte Solingen das Endspiel um die Westdeutsche Meisterschaft in Herford gegen Grün-Weiß Dankersen nach Verlängerung gewonnen. Beim Gegner war das deutsche Ausnahmetalent Herbert Lübking die überragende Erscheinung.
Bei Solingen 98 standen seinerzeit mit Willi Metzger und Siegfried Korsawe zwei Nationalspieler in der Mannschaft. Trainer war Gerd Enders, der, aus der DDR gekommen, später auch Grün-Weiß Dankersen trainierte. Solingen 98 war damals begehrt. Die Mannschaft spielte im Praterstadion zu Wien, in Berlin-Schöneberg und in der Schweiz. „Heini“ Rosemeier stand sogar im Notizbuch von Bundestrainer Werner Vick für die B-Nationalmannschaft, „doch das zerschlug sich dann“, so Rosemeier Jahrzehnte später bei unserem Gespräch. Trainiert wurde bis in den Herbst zweimal in der Woche. Dann ging`s in die Halle, wobei der Hallenhandball erst gerade begann. Solingen spielte einmal in der Dortmunder Westfalenhalle. Rosemeier dazu: „Da war ein Hexenkessel von 15.000 Zuschauern. Wir wussten hinterher nicht mehr, wo wir raus mussten...“
Im Bild „Heini“ Rosemeier (links) im Wuppertaler Stadion vor 38.000
Im Bild Jubelnd: „Heini“ Rosemeier.
Über seine Spielstärke schrieb das „Solinger Tageblatt“: „Als Linksaußen hatte er maßgeblichen Anteil an der steil ansteigenden Spielstärke des BSV 98. Der robuste Stürmer wusste sich immer durchzusetzen, arbeitete uneigennützig und mit Fleiß.“ Rosemeier erinnerte sich an prominente Gegenspieler in anderen Mannschaften wie Hansi Schmidt, Fritz Spannuth, Herbert Lübking oder Horst Singer.
1966 kehrte Rosemeier nach Uffeln zurück. Seine Gattin brachte er aus Düsseldorf mit. Er fungierte bis 1971 als Spielertrainer bei seinem Stammverein TuS „Westfalia“ Uffeln. Der Klub war bis in die Kreisliga abgesackt, schaffte aber unter Rosemeiers Regie Aufstiege bis in die Verbandsliga. 1972 hat Rosemeier auch den SuS Veltheim trainiert. Nun ging aber die Feldhandball-Epoche endgültig zu Ende, der Siegszug des Hallenhandballs auf kleinerem Feld hatte begonnen. Seine eigene Laufbahn hatte Rosemeier 1971 mit 33 Jahren beendet.
Geblieben sind „Heini“ Rosemeier, der in Solingen „Heinz“ gerufen wurde, viele Erinnerungen. Beispielsweise war bei einem Endspiel um die Deutsche Meisterschaft ein junger Reporter in der Kabine, der bald im Fernsehen Karriere machte: Wim Thoelke. Er moderierte später das Aktuelle Sportstudio des ZDF und wurde dann Showmaster im gleichen Sender.
„Heini“ Rosemeier ist verstorben. Er lebte, als ich ihn interviewte, direkt am Uffelner Sportplatz in der Jahnstraße 16. Aus seinem Wohnzimmer schaute er direkt auf den Platz und sagte dazu: „Der war damals noch schmaler. Eine Umzäunung gab es nicht. Das Sporthaus war damals so wie heute. Da war es so eng, dass ich immer zuhause geduscht habe.“
Am 10. Juli 1982 hatte „Heini“ Rosemeier seine alten Solinger Kameraden zu einem Altherren-Turnier im Rahmen des Uffelner Sportfestes eingeladen. Weiterhin spielten Grün-Weiß Dankersen, SuS Veltheim und natürlich der TuS Westfalia Uffeln mit. „Wir haben hinterher 120 Personen hier im Garten beköstigt“, erinnerte sich der Initiator. Von seinen Solinger Kameraden erhielt er eine Dankesurkunde, die mit „Deine Oheios“ unterschrieben war. Dieses Ausdruck erklärte mir Heini Rosemeier so: „Oheios war unser alter Schlachtruf. Das soll Guten Morgen auf Japanisch heißen.“ „Oheios“ wurde die Solinger Mannschaft mitunter auch in der Presse genannt.

„Heini“ Rosemeier war fraglos einer der ganz Großen des

TuS „Westfalia“ Vlotho-Uffeln!

 
Ilona Sundermeier

99-fache Nationalspielerin im Uffelner Trikot

Mit Ilona Sundermeier gelang der Sprung in die dritthöchste deutsche Liga

Die bekannteste Spielerin, die je im Trikot des TuS „Westfalia“ Vlotho-Uffeln aufgelaufen ist, war Ilona Sundermeier (Jahrgang 1951).

9. März 1985: Die Handballdamen der damaligen SG Vlotho-Uffeln schaffen durch einen 12:11-Auswärtssieg in Bergkamen den Aufstieg in die Oberliga. Das war damals die dritthöchste deutsche Spielklasse. Es war bereits der vierte Aufstieg in fünf Jahren! Zu diesem Zeitpunkt agierte Ilona Sundermeier „nur“ noch als Spielerin. Trainer war Klaus Rosemeier. Aber in der Saison 1983/84 hatte sie das Amt der Spielertrainerin inne. Durch ihre Tätigkeit als Lehrerin an der Realschule Vlotho hat sie viele Talente entdeckt, die später Stammspielerinnen der Uffelnerinnen geworden sind.
Ilona Sundermeier (Mädchenname: Kind), hier bei einem Freiwurf für Vlotho-Uffeln vor vollbesetzten Zuschauerrängen in der Rudolf-Kaiser-Sporthalle, bestritt 99 Länderspiele für Deutschland und errang vier Deutsche Meisterschaften mit ihrem Stammverein TuS „Eintracht“ Minden (1973, 1975, 1976 und 1978). An ihrer Seite ihre Zwillingsschwester Veronika. Beide galten damals als das „doppelte Lottchen“ des deutschen Handballs. Veronika (später: Maaß) zog ins lippische Elbrinxen und spielte für den TV Blomberg. Einmal standen sich Ilona und Veronika sogar bei einem Punktspiel in Vlotho gegenüber! Ihr letztes Heimspiel für Uffeln bestritt Ilona Sundermeier am 2. Mai 1987 im Oberliga-Match gegen Blomberg (da war ihre Zwillingsschwester aber nicht mehr dabei). Zwei Tage zuvor war sie offiziell vom Verein verabschiedet worden.
 
Als Überschrift für ihr letztes Spiel in Vlotho wählte die Lokalzeitung „Vlothoer Anzeiger“ diesen Titel: „Ein Denkmal stieg vom Sockel. Ilona Sundermeier beendete ihre Laufbahn.“ Zu ihrer Verabschiedung waren alle HSG-Spielerinnen gekommen, die mit der Alt-Internationalen von 1980 bis 1987 in Vlotho zusammengespielt hatten. Ilona Sundermeier, die stets bescheiden-zurückhaltend auftrat, kommt zu Vereinsjubiläen oder besonderen Anlässen immer gern nach Vlotho. Hier ist sie stets ein gern gesehener Gast.